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Kate-Bush-Song des Monats

Der erste Song Kate Bushs, dessen ich gewahr wurde, war „Wuthering Heights“. Das wird niemanden überraschen, der sich mit der britischen Sängerin ein wenig auskennt, denn „Wuthering Heights“ war Kate Bushs erste Single und gleich ein großer Erfolg in Europa. In der Bundesrepublik Deutschland kletterte die Platte immerhin bis auf Platz elf der Verkaufsranglisten. Dies allerdings geschah 1978, gut fünf Jahre vor meiner Geburt, sodass ich davon nichts mitbekam.

Um die Jahrtausendwende trug es sich zu, dass ich „Wuthering Heights“ im Radio hörte und sich Stimme und Melodie in meinem Kopf einnisteten. Damals erwarben viele Menschen Audio-CDs; ebenso wollte ich es tun. Mein Problem: Ich wusste nicht, wie der Titel heißt. Im Radio hatte man es nicht angesagt oder ich hatte es verpasst. Musikerkennungsprogramme, die Stücke anhand eines vorgesummten Ausschnitts identifizieren, gab es noch nicht. Ob ich zum Vorsummen in der Lage gewesen wäre, wenn ich es versucht hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Könnte einem ein Musikhändler oder Freund weiterhelfen, wenn man den Text des Refrains aufsagte? Möglicherweise, doch nicht in meinem Fall, denn ich hatte den Refrain nicht verstanden. Asche auf mein Haupt! – doch nicht zu viel, denn es ist wirklich nicht einfach für Fremdsprachler ohne Hintergrundwissen:

Heathcliff, it’s me, (oh) Cathy.
(I’ve) come home, I’m … so co-o-o-old!
Let me in-a-your windo-o-o-ow.

… sang Kate Bush in hohen Tönen. Abgesehen davon, dass ich den Text nicht verstand: Er ist sehr gut, wie er ist. Kate Bush schrieb und komponierte „Wuthering Heights“ unter dem Eindruck einer Verfilmung von Emily Brontës 1847 erschienenem gleichnamigen Roman, auf Deutsch unter dem Titel „Sturmhöhe“ bekannt. Ich las ihn später – nervenaufreibend und beeindruckend.

Doch erst musste ich herausfinden, wie der Song und seine Sängerin hießen. Ich versuchte meinem Freund Mathies zu umschreiben, was ich gehört hatte, ohne es wiedergeben zu können. Zu meinen zweifellos ziemlich hilflosen Worten fiel Mathies zunächst Jennifer Rush ein – ziemlich gut, wie ich beim Musikhändler dann hören konnte, doch nicht die Gesuchte!

Nicht lang danach erinnerte ich mich, dass der geheimnisvolle Titel einmal bei einem Talentwettbewerb im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von einer deutschen Interpretin gesungen worden war. Wie der Zufall es wollte, konnte sich Mathies nicht nur an den Wettbewerb erinnern. Er wusste auch zu berichten, dass jene Interpretin bei ihm um die Ecke wohnte. Zwar hatte Mathies in dem Moment auch nicht den Namen Kate Bush als Urheberin oder den Titel des Liedes im Kopf, doch er erfragte sie bei seinem Vater, wonach ich mich hocherfreut wieder auf den Weg zum Geschäft begeben und mit Kate Bushs erstem Album nachhause fahren konnte.

Du kannst „Wuthering Heights“, hier in der Fassung von 1986, auf Youtube.com anhören.

Zuerst lief „Wuthering Heights“ bei mir in einer Dauerschleife. Doch nach einiger Zeit widmete ich auch den anderen Stücken des Debütalbums „The Kick Inside“ die gebührende Aufmerksamkeit. „The Man With the Child in His Eyes“ avancierte schnell zu einem weiteren Favoriten. Es blieb aber nicht bei der Freude an einzelnen Titeln: Kate Bush entwickelte sich bald zu meiner Lieblingsmusikerin überhaupt und blieb es bis heute.

Sich in die Musik einer Künstlerin zu verlieben, die schon vor der eigenen Geburt zu veröffentlichen begann, ist ein Glücksfall: Mir bot sich gleich eine ganze Reihe von Alben zur Auswahl. Für einige Zeit konnte ich immer, wenn genug Taschengeld zusammengekommen war, ein neues Werk kennenlernen.

Für dieses Jahr 2017 – und vielleicht darüber hinaus – habe ich mir vorgenommen, in jedem Monat ein wenig zu einem Song meiner Lieblingsmusikerin Kate Bush zu schreiben. Für den aktuellen Monat, Bino, habe ich „The Saxophone Song“ ausgesucht. Wer bis zum Ende des Monats errät, wieso ich diesen Song als Kate-Bush-Song dieses Monats gewählt habe, erhält ein Bienchen! Vorschläge bitte per E-Mail an die am Seitenende notierte Adresse senden.

The Saxophone Song

„The Saxophone Song“ wurde zwar 1978 auf Kate Bushs Debütalbum „The Kick Inside“ veröffentlicht. Kate Bush hat den Titel allerdings schon als Schülerin 1975 in London ganz professionell aufgenommen, bevor sie einen ersten Vertrag mit einer Plattenfirma schloss. Die Aufnahme arrangierte und finanzierte damals David Gilmour der Band Pink Floyd, welcher Kate Bush beim Start ihrer Karriere unterstützte.

Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs gab es einst eine schöne Kuriosität: Postkarten, auf denen nicht nur ein Bild den Empfänger erfreute, sondern in die auch Musik eingeprägt war, die man auf einem Plattenspieler zum klingen bringen konnte. So erschien „The Saxophone Song“ zwar nie als Single-Auskopplung auf Vinyl; in der sozialistischen Volksrepublik Polen war der Song jedoch als Postkarte erhältlich.

Wie „Moving“ – auf dem Album vor „The Saxophone Song“ zu finden – beginnt „The Saxophone Song“ mit dem Gesang von Buckelwalen. Dann lauten die ersten Worte:

You’ll find me in a Berlin bar
In a corner brooding.
You know that I go very quiet
When I’m listening to you.

Ich möchte aus urheberrechtlichen Gründen nicht den gesamten Text zitieren, aber man findet ihn wie viele Liedtexte leicht über Suchmaschinen bei einer Suche nach dem Titel, ergänzt um „lyrics“ (engl. für Liedtext).

Anhören kannst Du Dir The Saxophone Song auf Youtube.com.