Wanderung in und um Wittenberge
Am Vormittag des 11. Februars 2011 fuhren Migo und ich mit dem Zug nach Wittenberge. Dort wanderten wir erst nach Süden, östlich zur Hafenspitze am Zusammenfluss von Karthane und Stepenitz, dann nach Westen zur Elbestraßenbrücke und hinüber auf das altmärkische Ufer. Zurück nach Perleberg ging es via Breese und Weisen durch das Stepenitztal. Diese Seite zeigt Fotos unserer Wanderung.

Am Industriestandort Wittenberge gingen in Folge der Wiedervereinigung Deutschlands zahlreiche Arbeitsplätze verloren. Die Einwohnerzahl fiel während der zurückliegenden drei Jahrzehnte um mehr als 40 %. Diese Einschnitte hinterließen auch Spuren im Stadtbild.

Wittenberge ist ein Eisenbahnknoten an der Berlin-Hamburger Bahn. Nach Süden zweigt die Magdeburg-Wittenbergesche Eisenbahn ab, nach Nordosten die Strecke über Perleberg und Wittstock. Die Strecke in Richtung Salzwedel wird heute nicht mehr regelmäßig befahren. Eine historische Verbindungen entlang der Elbe nach Dannenberg existiert nicht mehr.

Eine Form der Wandgestaltung …


Im Nähmaschinenwerk Wittenberge wurden von Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu Beginn der 1990er Jahre mehr als 7 Millionen Nähmaschinen der Marken Singer, Naumann und Veritas produziert. Der große Uhrenturm wurde Ende der 1920er Jahre als Wasserturm errichtet.

In diesem Plattenbau wohnen keine Menschen mehr.

Am Industriegebiet Wittenberge-Süd entsteht auf dem letzten Flussstück der Karthane ein neuer Binnenhafen. Die Brücke in der linken Bildhälfte überspannt die hinter dem Deich verborgene Elbe.


Von links kommend mündet an dieser Stelle die Karthane in die Stepenitz. Gemeinsam fließt das Wasser beider Flüsse unter der letzten Brücke vor der Mündung in die Elbe hindurch. Der Austausch der alten Brückenkonstruktion aus der Mitte des 19. Jahrhunderts war bei unserer Wanderung noch nicht abgeschlossen, sodass wir sie nicht überqueren konnten.

Jeder dieser Biodieseltanks an der Hafenspitze besitzt ein Fassungsvermögen von 300.000 Litern. Detail: Metalleiter


Zieht man eine einzelne Ahornfrucht am Ansatz vorsichtig auseinander, kann man sie sich auf die Nase kleben. ^^


Blick zurück: Der Schriftzug „Veritas“ steht für die Nähmaschinenmarke dieses Namens. „Veritas“ ist lateinisch und bedeutet „Wahrheit“.

Führendes Haus am Platze
Zimmer mit fließend k. u. w. Wasser
Heizbare Garagen

Hafenbereich an der Stepenitz. Der vorher besuchte neue Hafen am Industriegebiet Wittenberge-Süd befindet sich jenseits der Bogenbrücke über die Stepenitz im Hintergrund. Die Brückenkonstruktion rechts wurde als Straßenbrücke etwas mehr als einen Monat nach unserer Wanderung von hier aus gesehen hinter die Eisenbahnbrücke in der Bildmitte gesetzt.

An dieser Stelle mündet die Stepenitz nach rund 84 Kilometern in die Elbe. Die Stepenitz ist ein sehr sauberer Fluss. Oberhalb von Perleberg sind große Teile des Flusslaufs als Naturschutzgebiet Stepenitz ausgewiesen, südlich von Perleberg schließt sich das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg an.


Das bronzene Schaukelschiff ist Teil der Skulpturengruppe „Zeitreise“ von Christian Uhlig. Eingeweiht wurde sie im Juli 2001. Mehr Informationen auf www.wittenberge.de

Am Nedwighafen können Sportboote und Ausflugsschiffe anlegen. Der Nedwighafen ist nach Paul Nedwig, Bürgermeister um die Wende zum 20. Jahrhundert, benannt. Im Bild zu sehen ist die Admiral A. Gysel van Lyr. Der Niederländer van Lyr/Lier bewirkte, vom Großen Kurfürsten beauftragt, nach dem Dreißigjährigen Krieg viel Gutes im Westen der Prignitz.

Die Bundesstraße 189 kreuzt bei Wittenberge die Elbe auf der mit 1110 Metern längsten in der Deutschen Demokratischen Republik errichteten Straßenbrücke. Das Schiff im Bild heißt „Sachsenhagen“.

Ein Blick von der Brücke hinab auf den gewundenen Deich am Prignitzer Ufer; auf der Deichkrone verläuft der Elberadweg. Im Hintergrund erhebt sich der Turm des Wittenberger Rathauses.

Gesehen von der Straßenbrücke über die Elbe: links die Evangelische Kirche; in der rechten Bildhälfte der Uhrenturm des Nähmaschinenwerks sowie der große Schriftzug „Veritas“, darunter das weiße Dach der Elblandbühne im ehemaligen Industriegelände „Alte Ölmühle“, wo die Elblandfestspiele stattfinden, und darunter die Mündung der Stepenitz in die Elbe.

Die Elbe bildet die Grenze zwischen Prignitz und Altmark.

Die Landschaft entlang der Elbe wird von zahlreichen Vogelarten ganzjährig oder für eine Saison als Lebensraum genutzt. Großflächige Schutzgebiete tragen zum Erhalt der Landschaft bei: das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist etwa so groß wie das Saarland und Berlin zusammen.

In der Ferne kann man stromaufwärts die Eisenbahnbrücke über die Elbe sehen. Auch sie ist mehr als einen Kilometer lang. Bis zur Eröffnung der Straßenbrücke in den 1970er Jahren wurden die Vorgängerbauten jener Eisenbahnbrücke in Zugpausen auch für den Straßenverkehr genutzt. Siehe auch: erster Vorgängerbau der 1850er Jahre; 1,2 MB

Migo und ich sind am anderen Ufer angekommen, wie die Hagebutten im Vordergrund zeigen. Die Landschaft hier im Norden Sachsen-Anhalts heißt Altmark und gehörte historisch eigentlich zur Mark Brandenburg. Die östliche Hälfte der Altmark deckt heute der Landkreis Stendal ab.


Die Fotos zeigen kaum, dass Hunderte von Gänsen zugegen waren. Hier nur eine sehr kleine Gruppe von vermutlich Graugänsen. Migo und ich wanderten nun zurück in Richtung Altstadt von Wittenberge.

Tatsächlich: Hier sollte man mit einem Lastkraftwagen nicht weiterfahren. Dennoch lag der Pegelstand der Elbe mit gut fünf Metern bei unserer Wanderung am 11. Februar bereits mehr als zwei Meter unter dem Höchstwert des Frühjahrshochwassers 2011. Am 22. Januar wurden 7,29 Meter erreicht.

Das Containerschiff „BCF Glückauf“ lässt die Eisenbahn-Elbebrücke Wittenberge auf dem Weg in Richtung Hamburg hinter sich.

Die Evangelische Kirche in Wittenberge wurde 1872 eingeweiht. Sie wurde neu errichtet, nachdem ihr Vorgängerbau für die Gemeinde der während der Industrialisierung aufstrebenden Stadt zu klein geworden war. Mehr Informationen auf www.kirchenkreis-prignitz.de

Das Steintor ist das älteste erhaltene Gebäude Wittenberges. Erwähnung findet Wittenberge erstmalig im 13. Jahrhundert. In dieser Zeit existierte auch ein Tor an dieser Stelle, das aber von Feuer zerstört wurde. Der heutige Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Das Bild an der Hausfassade zeigt Motive aus Wittenberge.

Das Wittenberger Rathaus wurde in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg errichtet. Auch hier war der Anlass, dass das alte „Stadthaus“ dem Bedarf der rasch wachsenden Stadt nicht mehr gerecht wurde. Der Turm mit Aussichtsplattform kann nach Anmeldung von Besuchern bestiegen werden.

Auf dem Rückweg nach Perleberg passierten Migo und ich den Wittenberger Bahnhof nur in einiger Entfernung. Das Bahnhofsgebäude wird heute kaum noch für Reisende genutzt. Eine Gruppe Raben trieb sich in der Gegend herum.

Das Reichsbahnausbesserungswerk überstand als einziger Großbetrieb in Wittenberge die Wiedervereinigung. Es besteht fort als Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn AG für Reisezugwagen. Das Foto zeigt eine außer Betrieb genommene Kleinlok.

Die Wiesen im Stepenitztal standen noch teilweise unter Wasser. Die kleinen, weißen Punkte im Hintergrund sind Höckerschwäne. Nicht im Bild zu sehen ist, dass sich am Wegesrand offenbar ein Schwan in einem Weidezaun verfangen hatte, als das Wasser noch deutlich höher stand, und dort verendet war.

Vor einer überschwemmten Wiese sitzt ein Gimpelmännchen in einem Strauch. Gimpel sind in weiten Teilen Eurasiens verbreitet. Man nennt sie auch Blutfink oder Dompfaff.

Still liegt die Stepenitz hier zwischen überfluteten Wiesen. Die Überschwemmungen im Nordosten von Wittenberge, bei Breese und Weisen rührten weniger vom Hochwasser durch die Schneeschmelze im Einzugsbereich der Stepenitz her, sondern entstanden einige Tage nach der größten Durchflussmenge durch den Rückstau der Stepenitz aufgrund des Elbehochwassers.

Weisen liegt zwischen Wittenberge und Perleberg an der Stepenitz. Der Ortsname stammt vermutlich aus der polabischen Sprache und meint einen Ort, an dem Schilf oder Riedgras wächst.

Ein Wehr östlich von Weisen. Viele der Wehre an der Stepenitz wurden in den zurückliegenden Jahren zurück- oder umgebaut, um Fischen wie dem wieder angesiedelten Lachs die Wanderung zu ermöglichen. Bei diesem Wehr ist durch das Tor links eine Fischtreppe gebaut.


Die Uferschäden in diesem Flussabschnitt wurden höchstwahrscheinlich durch das Frühjahrshochwasser der Stepenitz verursacht, ganz sicher aber nicht von diesem Labrador Retriever, auch wenn er wie auf frischer Tat ertappt aussieht.

Nach vielen Kilometern Wanderung war Migo noch immer guter Dinge. Hier tobte er mit einem Ast im Fang herum.

Diese Rispe dürfte zu einer Schilfpflanze gehören.

In der Nähe des Waldrandes grasen Rinder, im Vordergrund erfreuen sich Maulwürfe ihres Daseins.


Kätzchen der Erle. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Schwarz-Erle.

Zwei Bäume; einer mit zu großen Teilen entfernter Rinde und ein anderer, dessen Rinde intakt ist. Der erste Baum ist sicherlich bereits tot. Totholz dient zahlreichen Lebewesen wie Vögeln, Insekten und Pilzen als Lebensraum, Baumaterial und Nahrung.

Rinder gehören zu den ältesten und wichtigsten Nutztieren der Menschheitsgeschichte. Sie wurden nicht nur als Milch-, Fleisch- und Lederlieferanten eingesetzt. Bereits in der Antike bedeutend waren Rinder als Zugtiere für Lasten und im Ackerbau (Pflügen).
Kurz vor Sonnenuntergang kamen Migo und ich zuhause in Perleberg an. Nach knapp 30 Kilometern zu Fuß hatten wir mit dieser Elbe-Wanderung einen meiner Vorsätze für das Jahr 2011 erfüllt. Eine Karte (1 MB) zeigt noch einmal unseren ungefähren Weg, Fußwege sind in ihr blau eingezeichnet, die Bahnfahrt orange.