Ross und Reiterin
Potsdam-Museum, 15. Februar 2014

Kommentare

  1. Ach meine Lieben, ich fühle in der Sache so vielgespalten und so viel gefaltet:

    1. Kunstreiterin mit sittlich-ernstem Blick leicht scheelen Einschlags, die auf der Rössin hockt (ich sehe nichts von einem Hengste). Ist das nicht die später berühmte Marie N.?

    2. Warum, fragt sich der Kunstlaie, sind nicht Rössin u n d Reiterin damals w i e heute einander gegenübergestellt worden? Kann man nicht oder will man nicht? Mein Mahnwort: Keine halben Sachen! Keine geteilten Organismen!

    3. Auf dem gegenständlich vorgeführten Original sind die kreisrunden anobialen Lochungen viel natürlicher dargestellt. Das hat des Künstlers begnadete Hand auf der Leinwand dann doch nicht so gut hinbekommen. Wichtig wäre es aber schon – denn:

    4. War es nicht (oder doch) unser jugendlicher J. W. Goethe, der zur Aufnahmeprüfung an der Hohen Mal- und Kunstschule einfach in kühnem Schwung einen großen Kreis auf dem riesengroßen Blatt zog, dessen Exaktheit man mit dem Zirkel nachmessen konnte? Ein vorzeitiges Meisterstück, in Sekundenschnelle, da andere Kandidaten sehr fleißig langzeitig komplette Landschaften strichelten oder eben Rössinnen mit Reitern schufen. So wie dem Goethe, sagt manch einer diesen Kunstgriff auch dem Leonardo da Vinci nach. Und das is doch nich verwunderlich. Is menschlich begründet.

    5. Insgeheim bewegt mich aber der hinreichend stark erscheinende Anfangsverdacht, dass wir hier nur gehörnt und genasweist einer Fälschung aufsitzen sollen, denn Pferde und ihre Menschinnen sehen doch nur mitunter ähnlich aus, sind aber nicht immer ident, was unsre Augen oft nicht erkennen,

    meint O. Bock

  2. Auch bei mir weckt die Szene gleich mehrere Gedanken wie den an die Vergänglichkeit von uns Menschen oder jenen an den Wert grafischer Abbilder, welche Informationen über längst Vergangenes konservieren und der Nachwelt zugänglich machen. Auch finde ich beachtenswert, dass ein Objekt, das einem Kind für einen kurzen Zeitraum – und vielleicht seinen Geschwistern noch – als Spielzeug dienen sollte, bevor diese ihm entwachsen, so lange existieren kann und kaum von seiner Funktionsfähigkeit eingebüßt hat. Dies steht im Kontrast zur Wegwerfwirtschaft.

    Martin