Am Bahnhof in Dergenthin
Wo der Schienenzeppelin Geschichte schrieb
Zwischen den Bahnhöfen Karstädt und Dergenthin überschritt am 21. Juni 1931 ein experimenteller Triebwagen von einem Heckpropeller angetrieben auf der Eisenbahnstrecke Hamburg–Berlin die Marke von 230 Kilometern pro Stunde. Für mehr als zwei Jahrzehnte hatte dieser Schienenweltrekord Bestand. Dem von Franz Kruckenberg konstruierten silbernen „Schienenzeppelin“ selbst war eine viel kürzere Lebenszeit beschert. Im Frühjahr 1939 wurde er nach Umbauten und weiteren Testfahrten verschrottet.1
Heute sind 230 km/h die maximale Reisegeschwindigkeit der ICE-Züge zwischen den Metropolen an Elbe und Spree – nicht mehr, aber auch nicht weniger als an jenem denkwürdigen Junimorgen vor gut 83 Jahren.
Eröffnet wurde die Eisenbahnstrecke 1846, Dergenthin erhielt allerdings erst im Dreikaiserjahr 1888 einen Bahnhof für den Personenverkehr. 1994 wurde dieser außer Betrieb genommen,2 doch die Dergenthiner Siedlung Am Bahnhof gibt es noch heute. Am 4. Oktober 2013 nahm ich dort einige Fotos auf, nachdem Migo und ich am selben Tag bereits von Wittenberge aus die Silge durchquert und der Wüstung Kuhwinkel einen Besuch abgestattet hatten …
- Alfred Gottwald: Vor 75 Jahren – der „Schienenzeppelin“ in Berlin. Zeitschrift der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin und der Freunde und Förderer des DTMB e.V., 1/2007, Seite 14 ff.
- Axel Mauruszat: Berlin-Hamburger Eisenbahn. Zuletzt geändert am 9. Oktober 2013, abgerufen am 21. Juli 2014.
Kommentare
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Weite Wanderstrecken, um ein schienengeführtes Luftschiff zu besichtigen.
Doch dazu etwas spät geboren worden.
Weltmeisterei woüberall.
Ein hervorragender Beitrag zur Technikgeschichte. Das sieht man gerne. Danke.Unten: Kleines Haus am Wald.
Ein begehrtes Wohnobjekt?Chris
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Chris, das Haus im Bild links unten steht sehr dicht an der Bahnstrecke. Es ist identisch mit dem hinteren Gebäude auf dem Bild rechts unten. Man kann wohl annehmen, dass die Geräuschbelästigung dort recht hoch ist und es somit nicht sonderlich begehrt ist, zumal der Vorteil der Bahn – Mobilität – in dieser Siedlung als Kompensation ausfällt, seitdem es hier keinen Halt für den Personenverkehr mehr gibt.
Tatsächlich grenzt die Siedlung an ein Waldstück. Ein Teil dessen wird vermutlich demnächst dem Bau der Bundesautobahn 14 zum Opfer fallen. Es droht also eine weitere nahe Lärmquelle, die den Wohnwert kaum erhöhen wird.
Martin
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Ich finde diesen Beitrag seht interessant.
Er zeigt uns, dass es nicht wirklich sehr viel mehr gibt was nicht schon oftmals vorher 'avisiert' war und zum Teil dann verwirklicht wurde.ICE, TGC, Shinkansen bauen auf diesen (und anderer Nationen) Erfahrungen.
Gut so!-Jim