Im Norden der Prignitz
Am Vormittag des 6. Märzes brachen wir von Putlitz zur dritte Etappe unserer diesjährigen Wanderungen durch die Prignitz auf. Der etwa 26,0 Kilometer lange Weg führte Migo und mich durch den Prignitzer Norden nach Meyenburg. Dabei näherten wir uns der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg zweimal bis auf einen Kilometer. In eine Passkontrolle gerieten wir jedoch nicht.
Grenzland
Die Prignitz gehört zu den ältesten Landschaften Brandenburgs. Im Hoch- und Spätmittelalter war ihre Zugehörigkeit allerdings umstritten. Um das Territorium rangen insbesondere auch die nördlichen Nachbarn im heutigen Mecklenburg. Mit dem Einzug der Hohenzollern in Brandenburg stabilisierte sich die politische Lage, doch kleinere Änderungen der Grenzen gab es bis in die Gegenwart immer wieder.
So wird vom 1231 gegründeten Zisterzienserkloster Marienfließ an unserer Wanderstrecke berichtet, dass es von der Adelsfamilie Gans Edle Herren zu Putlitz mit dem Hintergedanken der Grenzsicherung gestiftet wurde. Ein anderes Beispiel ist der kleine Ort Porep. Noch zu Beginn des Jahres 1950 verlief die Grenze der Länder Mecklenburg und Mark Brandenburg mitten durch das Dorf. Heute gehört es ganz zu Brandenburg.
Putlitz bis Nettelbeck
Das erste Foto zeigt die Putlitzer Kirche doppelt: einerseits in natura, andererseits noch ohne Turmspitze auf dem Trafohäuschen als Kunstwerk aus jenem Blickwinkel, den ich im Februar in einem Foto festhielt.
Vom Ort Nettelbeck nehme ich an, dass das C vor dem K als norddeutsches Dehnungszeichen zu lesen ist und daher nicht kurz wie in Decke, sondern lang wie in Theke gesprochen wird. In Nettelbeck und später auch auf dem Gelände des Stifts Marienfließ trafen wir Schafe. Oder waren es Ziegen? Ich habe mich entschieden, die Tiere für Schafe zu halten, auch wenn sie keine Wolle tragen.
BAB 24 bis Wald westlich von Stepenitz
Nahe der A 24 führt ein Feldweg unter einem massiven Torbogen hindurch. Ein Triumphbogen auf einem x-beliebigen Feld? Nein, eine alte Eisenbahnbrücke, zu der es links und rechts keinen Bahndamm mehr gibt – eine Eisenbahn natürlich auch nicht. Straßenschilder in Porep erinnern ebenfalls an die große Zeit der Stahlrösser: In der Schützenstraße hängt an der Hauswand noch der alte Name Bahnhofstraße.
Bei Porep fuhren emsig Traktoren übers Land, teils mit Anhängern, die mit Düngemittel beladen wurden. Nördlich von Porep rasteten Migo und ich ebenso wie ein ruhendes Rudel Hirsche.
Wald westlich von Stepenitz bis Stolpe
Bei unserer Wanderung folgten Migo und ich zu großen Teilen dem Verlauf des nördlichen Abschnitts der Gänsetour. Die Gänsetour ist ein Radwanderweg, der sich von Wittenberge aus entlang der Stepenitz durch Stationen zieht, an denen die märkische Adelsfamilie Gans wirkte. Derzeit sind nicht alle Wege der Gänsetour befestigt, weswegen sie für Straßenrennräder nur bei Nutzung von Ausweichstraßen geeignet ist.
Stolpe bis Meyenburg
Im Schloss Meyenburg ist heute ein Modemuseum untergebracht. Von Meyenburg reisten Migo und ich mit der Prignitzer Eisenbahn nach Pritzwalk, von dort aus mit dem Prignitz-Express der Deutschen Bahn heim.