Unterwegs auf der Kyritzer Platte
Die Kyritzer Platte ist eine sanft gewellte Landschaft im Süden der Prignitz im Nordwesten Brandenburgs. Benannt ist sie nach der Kleinstadt Kyritz an ihrem östlichen Rand, wo das Land zur Dosseniederung hin abfällt. Flache, einst moorige Talniederungen durchziehen auch die Kyritzer Platte selbst und bescheren ihr einen Abwechslungsreichtum des Landschaftsbildes, der Böden und der belebten Natur.
2012 wanderten Migo und ich schon einmal über die Kyritzer Platte: in ihrem Süden bis zum Forst Havelberg auf unserem Weg nach Havelberg. Am 15. April dieses Jahres ging es von Kyritz aus grob an der Bundesstraße 5 entlang gen Westen quer durch diesen Naturraum.
Mehr Ansichten aus Kyritz finden sich übrigens auf der Seite zur 2012er Wanderung durch die Dosseniederung. Damals spazierten Migo und ich durch die südliche Hälfte der Kyritzer Altstadt, diesmal durch jene nördlich des zentral gelegenen Marktplatzes. In der Hamburger Straße besuchten wir auch jenes kleine Fachwerkhaus, in dem einst der Großvater meines Onkels Wilhelm als Klempnermeister wirkte.
Von Kyritz machten wir uns an der Kreisstraße entlang und am Klosterhof vorbei auf den Weg nach Rehfeld. Dabei gingen wir ein Stück auf dem Pilgerweg Berlin–Wilsnack. Einst verband Rehfeld und Kyritz außerdem eine Kleinbahn mit 750 mm Spurweite. In Rehfeld verzweigte sich die Strecke zum einen nach Breddin, zum anderen via Demerthin nach Hoppenrade und Perleberg. Auf dem alten Bahndamm der letztgenannten Strecke durchquerten wir die Niederung des Königsfließes.
Das Königsfließ strömt in zwei Richtungen aus seiner Niederung: zum einen als Kyritzer Königsfließ nach Osten zur ehemaligen Kreisstadt Kyritz, zum anderen als Südliches Königsfließ nach Südwesten und Süden, wo es am Forst Havelberg abschnittsweise die Grenze zu Sachsen-Anhalt bildet.
Mit einem Schlenker verließen wir den ehemaligen Streckenverlauf der Schmalspurbahn. Einzelne Schneereste lagen hier am Wegesrand, vielleicht Reste einer großen Schneeverwehung oder Überbleibsel aufgehäuften Schnees, der anderenorts im Wege war. Hinter den Ställen des „Rinderkombinats“ bogen wir in das kleine Wäldchen südlich des Demerthiner Ortskerns ein. Ein Hauch von Dornröschen schien dort in der Luft zu hängen. Ich vermute, dass der Wald früher als Park des Herrenhauses gepflegt wurde.
An der B 5 zogen wir weiter nach Gumtow. Die Ortschaft gibt der Gemeinde Gumtow ihren Namen, zu der auch Demerthin und alle weiteren Orte gehören, die wir an diesem Tag noch durchstreiften. Die Gemeinde Gumtow hat den größten Anteil an der Kyritzer Platte. Von Gumtow aus ging’s für uns auf kürzestem Weg weiter nach Bärensprung. Von Bärensprung wendeten wir uns nach Zarenthin-Ausbau und stiegen dort ins Große Luch ab.
Das Große Luch ist eine der flachen Niederungen in der Kyritzer Platte. Gerodet stellt es heute hauptsächlich eine große, von Entwässerungsgräben durchzogene Wiese dar. Die Gräben münden in die Westliche Jäglitz, die ähnlich dem Königsfließ einen Scheitelpunkt besitzt. Einerseits strömt der kleine Fluss gen Kyritz. In die andere Richtung speist er Wasser in die nahe Karthane ein. Im Luch wurde Torf abgebaut, auch heute wird wohl Moorerde fürs Heilbad in Bad Wilsnack entnommen.
Vom Großen Luch aus wandten wir uns nach Süden Döllen zu. Nach einem freundlichen Gespräch gingen wir an der auf einer Anhöhe erbauten Kirche und über den Friedhof am Dorfteich vorbei, der von einem Graben durchzogen in einem Nebental der Karthaneniederung liegt. Durch dieses Tal gelangten wir wieder an die B 5. Von Leitplanken eingefasst quert sie ohne Fußweg das Tal der Karthane. Ob es sich bei den zahlreichen dort plattgefahrenen Tiere um Kröten, Echsen, Vögel oder kleine Säuger handelte, war meist nicht mehr zu erkennen. Auf der anderen Talseite bogen wir nach Beckenthin ab.
Als wir nach Kunow kamen, nutzte ein Pferd den Rücken eines anderen gerade als Essgeschirr. Ursprünglich hatte ich Kunow als Ziel unserer Wanderung vorgesehen. Da aber noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt des Busses war, entschloss ich mich spontan, mit Migo zu Fuß der B 5 bis zur nächsten Haltestelle zu folgen. Diese fand sich in Neu Schrepkow, einer kleinen Ortschaft mit dem zweifelhaften Glück, dass durch sie auf der Fahrbahn der B 5 auch noch die Bundesstraße 107 verläuft.