Prignitzwanderungen 2012

Im sommerlichen Süden der Prignitz

Die südlichste Stadt der Prignitz trägt den Namen Havelberg. Nachdem sie in der DDR dem Bezirk Magdeburg zugeschlagen wurde, gehörte Havelberg bei der Neugründung der Länder 1990 nicht mehr zu Brandenburg, sondern zu Sachsen-Anhalt. Anders als die Stadt Lenzen mit ihren benachbarten Gemeinden, die zunächst dem neuen Land Mecklenburg-Vorpommern zugeordnet wurden, entschied man sich in Havelberg für keinen Wechsel zurück nach Brandenburg. So ist Havelberg heute die einzige Prignitzstadt außerhalb Brandenburgs.

Am 23. Juli wanderten Migo und ich von Kyritz nach Havelberg. Auf dieser sechsten Etappe unserer Rundwanderung durch die Prignitz legten wir eine Strecke von 31,2 Kilometern zurück.

Kyritz bis Vollmersdorf

PE 73 im Kyritzer Bahnhof • Parkanlage „Rosengarten“ • Funk-Typenturm in Kyritz • noch 28 Kilometer bis Havelberg • Marienkäfer auf Rapsschote • 3 Jungstörche im Nest • Turmspitze der Holzhausener Kirche • Blick nach Vollmersdorf • auf der Doppeldaude des Bärenklaus feiern Insekten ein Fest • Totholz am Wegesrand spendet Kälte liebenden Lebewesen Schatten

Der schwarz-blaue diffuse Fleck im Hintergrund der Marienkäfermundwerkzeuge ist Migo mit seinem modischen Halsband.

Der Ortsname Hausen gehört zu den häufigsten in Deutschland. Auch als Grundwort wie in Holzhausen findet er sich vielerorts, wobei als Bedeutung Wohnstätte am/im Wald naheliegend scheint. Zahlreich tritt der Name allerdings nur westlich der Elbe-Saale-Linie auf, im Osten ist er seltener. Lieselott Enders führt den Namen Holzhausens bei Kyritz auf westfälische Siedler zurück, was durch die benachbarte, heute wüste Feldmark Westfalen unterstrichen wird.

Charlottenhöhe bis Stüdenitz

Charlottenhöhe • von Bäumen und Büschen geformter Tunnel • Hindenburg-Eiche in Schönermark • Kirche in Schönermark • ein Apfel eifert dem reifen Raps nach • Zitronenfalter • Obstbäume am Wegesrand • Blütenstände der Klette • Pfützen erinnern an regnerische Tage • Tunnel durch den Damm der Berlin-Hamburger Bahn

Rechts unten im Foto der Hindenburg-Eiche in Schönermark ist ein Stein zu sehen, der den Baum als „Hindenburg-Eiche“ ausweist. Links daneben: eine aus Holz geschnitzte Eule mit den Worten „5 Jahre Heimatverein“. Der Dorfteich erfreut nicht nur die menschlichen Anwohner, sondern auch Wasserschnecken, Libellen und Frösche.

Stüdenitz bis Südliches Königsfließ

Stüdenitz heißt Wandersleut willkommen • Stüdenitz von Südosten • Rinder • Weg bei Breddin • schön, wenn man nicht allein wandern muss, sondern ausnahmsweise einen kleinen, schwarzen Begleiter wie diesen Laufkäfer hat • Stallanlagen bei Breddin • Breddiner Kirche • Rathaus der Gemeinde Breddin • eine lädierte Schnabelfliege • furchteinflößender Anblick für römische Legionäre

Die freundliche Begrüßungstafel Stüdenitzens zeigt, was in dem Dorf steckt: eine der größten Dorfkirchen der Prignitz plus Storchennest, 2012 Heimstatt dreier Jungtiere; Rinder; Bahntunnel; ein Gebäude. Das dahin fließende Gewässer symbolisiert gewiss die Stüdenitzer Wasserleitungsgenossenschaft, über die sich die Bürger seit einem Jahrhundert mit fließendem Trinkwasser aus dem Hahn versorgen – die ersten 60 Jahre allein mittels des durchs Gefälle von der Quelle erzeugten Drucks.1

Havelberger Forst

Blick zurück auf den Wehrsteg übers Südliche Königsfließ • königlicher Forst Havelberg • Leinkraut • neuer Hochsitz am Ende eines gepflegten Schussfeldes • Raubtier • eine Heidelibelle balanciert auf der Landesgrenze • Rotwildruhezone Land Brandenburg • Laubbaum • ausgetrocknetes Kleinstgewässerbiotop • erlegte Bäume

Um in den Forst Havelberg zu gelangen, überquerte ich das Südliche Königsfließ auf einem Wehrsteg. Migo zog es vor, diesen Wechsel vom Land Brandenburg nach Sachsen-Anhalt schwimmend zu vollziehen. Wegführung und Grenzverlauf besorgten, dass wir später wieder auf die Landesgrenze stießen und einige Kilometer auf dem Grenzweg zwischen Damelacker Forst auf Brandenburger Territorium und dem Forst Havelberg aufseiten Sachsen-Anhalts gingen.

Auf einer langen, fast geraden Strecke durch eine Kiefernwaldmonokultur kann man das Gefühl dafür verlieren, welchen Teil des Weges man auf der Karte bereits zurückgelegt hat. Eine wunderbare Orientierung bieten da Inseln von Laubbäumen, wenn man zuvor auf einer Luftaufnahme geschaut hat, wo sich diese befinden. Auf Luftbildern während der Vegetationsperiode heben sich die unterschiedlichen Grüntöne voneinander ab, auf Winterbildern ist der Unterschied zwischen immergrünen und winterkahlen Bäumen auch offensichtlich.

Müggenbusch bis Havelberg

Müggenbusch • Rettungswache der Johanniter in Havelberg • Hospitalkapelle St. Anna • Steintorbrücke zur Havelberger Altstadt • der Dom über dem Stadtgraben • Sandauer Brücke und Pegelhäuschen • Kirche St. Laurentius • Havelberger Dom mit Westriegel und vom Prignitz-Museum verdeckten Langhaus • Havelpartie mit Stadtgraben im Vordergrund • Wasserturm nahe des Havelberger Busbahnhofs

Die Havelberger Altstadt liegt in einer der zahlreichen Schleifen der Havel. Ein künstlich angelegter Graben macht aus der Landzunge eine Insel im Fluss. Jenseits des Stadtgrabens erhebt sich ein Höhenrücken, auf dem der Havelberger Dom thront. Neben dem Dom befindet sich das Prignitz-Museum, welches als erstes der historischen Landschaft ein Jahr vor dem Stadt- und Regionalmuseum in Perleberg gegründet wurde.


  1. Alexander Beckmann: Seit 100 Jahren steht die Wasserleitungsgenossenschaft in Stüdenitz für Verlässlichkeit. Märkische Allgemeine, 15. März 2012. Abgerufen am 10. August 2012.