Prignitzwanderungen 2012

An der Dosse durch die Ostprignitz

In der alten Bischofsresidenz Wittstock brachen Migo und ich am 14. Mai zur bislang längsten unserer Prignitzwanderungen auf. Bis Teetz folgten wir in etwa dem Verlauf der Dosse, bevor wir auf Waldwegen den Dossespeicher ansteuerten. Unser Ziel: Kyritz, die einstige Kreisstadt der Ostprignitz.

Insgesamt legten wir etwa 37,7 Kilometer zurück. Auf einer Karte kann man die Strecke nachvollziehen. Die Wasserfläche des Dossespeichers Kyritz ist in der Karte allerdings nicht richtig eingezeichnet – tatsächlich reicht sie durchgehend von Stolpe im Süden bis zur Straße zwischen Bork und Lellichow im Norden.

Wittstock bis Dossow

Wegweiser zum Schlachtfeld des 30-jährigen Krieges in Wittstock • Wohnstätte für Menschen mit geistigen Behinderungen • Wacholderdrossel • Raps • Kirche in Goldbeck, links davon ragt ein Dossewehr hervor • Burghof der Burg Goldbeck • junge Rinder in Goldbeck • Dosse in Dossow • im Innern der Dossower Kirche, draußen wartet Migo • Haus in Dossow

Die Burg Goldbeck blickt auf eine etwa 700 Jahre andauernde Geschichte zurück. Damit gehört sie zu den ältesten bestehenden Profanbauten Brandenburgs, wobei sich ihr Gesicht wie auch das ihrer Bewohner über die Jahrhunderte veränderte. Hausten im 15. Jahrhundert Raubritter an diesem Ort, wohnen und schaffen in der Burg heute Künstler in Nachbarschaft zu Störchen auf dem Schornstein der ehemals eingerichteten Brennerei.

Dossow bis Ernstenswille

Blick zurück auf Dossow • das Schild ist so hoch angebracht, dass Füchse es nicht lesen können • Blick zurück: Weg zwischen Dossow und Fretzdorf • Schilder der Bürgerinitiative FREIe HEIDe • Brücke und Dossewehr bei Fretzdorf • Ursus margaritus im Unterholz am Dosseufer • Villa Sonnenschein in Fretzdorf • Fretzdorfer Kirche • Ernstenswille • Robinienallee nach Teetz

Zwischen Dossow und Fretzdorf namen Migo und ich unsere Wegzehrung ein. Hindernisse für das Springreiten boten sich dabei als Sitzplatz an – ein Angebot, dass ich nicht ausschlagen konnte.

Hintergrund der Schilder der Bürgerinitiative FREIe HEIDe bei Fretzdorf ist die Auseinandersetzung um die Nutzung des Truppenübungsplatzes Wittstock in der Kyritz-Ruppiner Heide. Die Bundeswehr plante nach der deutschen Wiedervereinigung den sowjetischen Übungsplatz zu übernehmen, um ihn als Tieffluggelände und Bombenabwurfplatz – daher der Name Bombodrom – zu nutzen.

Nach 17 Jahren öffentlichem Protest, politischem Widerstand und Rechtsstreit wurden die Pläne zur weiteren militärischen Verwendung des durch Altmunition belasteten Geländes aufgegeben. Ein Teil des deutlich über 100 Quadratkilometer großen Gebietes soll durch die Heinz-Sielmann-Stiftung für den Naturschutz betreut werden. Womöglich ziehen in einigen Jahren Wisente durch die Heide.

Teetz bis Wald westlich von Wulkow

Landkärtchenfalter • verlassener Stall in Teetz • schüchternes Exemplar der Art Canis lupusDorfkirche Teetz • die Wulkower Straße führt in den Wald • die Lütkendosse • Kiefernstämme unter Buchenblättern • Zunderschwamm auf Totholz • lichter Waldweg • eine Pflanze namens Wolfsmilch

Neben dem abgebildete Landkärtchenfalter – keine Berufsbezeichnung, sondern ein Insekt – begleiteten uns weitere Edelfalter wie das Tagpfauenauge und Weißlinge auf unserer Wanderung. Weißlich ist auch der Milchsaft der Wolfsmilch, was einen Teil des Namens dieser Pflanze erklärt. Die Flüssigkeit ist reizend bis ätzend, also „beißend“ – eine Eigenschaft, die man ebenso Wölfen zuschreibt.

Die Vertreterin der letztgenannten Art, die uns in Teetz begegnete, zeigte aber keinerlei Anzeichen, uns in Stücke reißen zu wollen. So hatten wir keinen Grund, uns beim Durchqueren des Waldes zwischen Teetz und Stolpe zu fürchten, was mehr als eine Stunde in Anspruch nahm. Gefräßig erschienen nur die Geräusche von Forstmaschinen, die zu uns drangen. Die Ostprignitz ist reicher an Wäldern als der Westen der Region.

Wald westlich von Wulkow bis Blechern Hahn

„Katzenklappe“ im Wildzaun • Bodenbewuchs einer Senke im Wald • Rückezug genannte Forstmaschine • Forstweg • Moos am Birkenstamm • Dossespeicher-Zuleiter • Ablassbauwerk im Staudamm des Dossespeichers • Pension „Gutshaus Stolpe“ • L 14 mit Kastanien in Blüte • Blick zurück: Blechern Hahn

Vom Namen der Talsperre „Dossespeicher Kyritz“ kann man sich leicht in die Irre führen lassen: gestaut wird nicht die Dosse, sondern die Klempnitz. Dass die Benennung dennoch gerechtfertigt ist, sieht man daran, dass in den Stausee Wasser der Dosse durch den künstlich angelegten Dossespeicher-Zuleiter abgezweigt wird. Zudem führt die Klempnitz durch Untersee und Klempowsee ihr Wasser der namensgebenden Dosse zu.

Der Dossespeicher Kyritz ist Teil der Kyritzer Seenkette. In ihm gingen die vor der Errichtung des Staudamms getrennten Seen Obersee, Salzsee und Borker See auf. Wie einer Hinweistafel zu entnehmen ist, wurde die Talsperre 1979 in Betrieb genommen, gebaut zur Bewässerung von 124 Quadratkilometern im mündungsnahen Gebiet von Jäglitz, Dosse und Rhin. Hochwasserschutz ist sicherlich ein willkommener Nebeneffekt.

Kyritz

die rauschende Jäglitz in KyritzRathaus Kyritz und Berliner VolksbankKönigl. priv. Apotheke & Drogen-Handlung • Marktbrunnen • Eichhorstsches Haus • Blick aus einer schmalen Gasse • Stadtmauer mit Schalenturm • Spielplatz am Rosengarten • katholische Kirche • Kyritz mit der Pfarrkirche St. Marien

Zwar hat Kyritz an Stadtmauer weit weniger zu bieten als unser Startpunkt des Tages, Wittstock/Dosse. Doch auch an den Kyritzer Mauerresten lässt sich Interessantes beobachten: ein Schalenturm – zur Stadtseite hin offen (im Bild mit Brettern verschlagen), zur Feldseite hin massiv und hervorstehend. Diese Bauweise spart nicht nur Material. Sie hat den Vorteil, dass sie ausschließlich zur Verteidigung der Stadt geeignet ist. Einfallenden Angreifern, die den Turm erobern, bietet er keinen Schutz.

Das Wappen das Landkreises Ostprignitz-Ruppin

Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin entstand 1993 aus den in der DDR gebildeten Kreisen Wittstock, Kyritz und Neuruppin. Das Wappen des neuen Landkreises vereinigt Elemente aus den Wappen der namensgebenden Städte jener DDR-Kreise.

Wappen des Landkreises Ostprignitz-Ruppin sowie der Städte Kyritz, Neuruppin und Wittstock/Dosse (Quelle: Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg)

Die Lilie im Wappen des Landkreises Ostprignitz-Ruppin steht für Kyritz, von 1817 bis 1952 Verwaltungssitz des Landkreises Ostprignitz, die Mitra für Wittstock als ehemalige Bischofsresidenz. Der silberne Adler steht für die Stadt Neuruppin, die jedoch nicht in der Prignitz, sondern im Ruppiner Land liegt.