67. Aus dem Perleberger Bittschreiben an den großen Churfürsten wegen Einführung der Consumtionssteuer. 1671.
O Herr, verzeih uns Armen doch,
Wenn wir im Gleichniß klagen,
Und Dir der Leiden schweres Joch
Im Bild zu zeichnen wagen!
Zwei muntre Fliegen fingen sich
In festen Spinngeweben,
Und jede kämpfte kräftiglich
Um ihr gefährdet Leben.
Die eine war vom großen Schlag,
Die andre war behende,
Gekommen schien ihr letzter Tag,
Sie seufzten um ihr Ende.
Sie rangen zappelnd her und hin
Mit Flügeln und mit Füßen:
Die große hatte den Gewinn,
Die kleine mußte büßen.
Die große rang und wurde frei,
Die kleine blieb gefangen. —
O höre unsern Jammerschrei,
Die wir im Netze hangen!
Denn sieh, die Steuern sind das Netz;
Frei machten sich die Ritter;
Nur uns bedrücket das Gesetz,
Ach, das ist schmerzlich bitter!
Verlade doch die Lasten gleich,
Das, Herr, ist unser Flehen.
Sind wir dahin, wie kann das Reich
Denn lange noch bestehen!
(Die Immediatstätte hatten die Accise 1668 empfangen, die ritterschaftlichen Städte aber waren davon frei geblieben. Darum siedelten sich junge Bürger lieber in den Städten der Ritter, wie z. B. Putlitz an, als in Immediatstätten.)