August Höpfner: Perleberger Reimchronik

61. Neue Arbeit.

„Wie unsre Ahnen einst gethan,
Wir fangen nun von vorne an;
Zernichtet in der Schreckenszeit
Ist Alles, Alles weit und breit.

„Der Ziegelofen liegt zerstört,
Die Schäferei hat aufgehört,
Bollbrügge ist zu Staub verbrannt,
Zur Haide ward das Ackerland.

„Manch schönes Haus ist herrenlos
Und liegt vor rauhen Stürmen bloß,
Und Feld und Wies’ ward gänzlich frei,
Weiß Keiner, was sein eigen sei.

„Die Stepnitz bahnt sich eignen Gang,
Die Brücken faul, die Brunnen krank,
Kein Feuerhaken rings umher,
Und selbst der Galgen steht nicht mehr!

„Begraben ist der Medicus,
Der uns curirte Hand und Fuß,
Marktmeister, Holzvoigt, Wächter sind
Verstoben längst in alle Wind’.

„Wie unsre Ahnen einst gethan,
Wir fangen jetzt von vorne an,“
So sprach der Rath, und säumte nicht,
Um ganz zu leben seiner Pflicht.

(Der Rath eröffnete seine Thätigkeit 1653, also funfzehn Jahre nach der großen Plünderung.)