August Höpfner: Perleberger Reimchronik

53. Der Rath verbietet das Branntweinbrennen in P. 1621—24.

Wir gehen hier mit Schaudern
Auf unsre Lage ein,
Doch unsre Bürger plaudern
Vergnügt beim Branntewein.

Wir woll’n die Stadt erhalten
Auf ehrlich gradem Weg,
Doch seht nur die Gestalten,
Die Bürger gehen schräg.

Wie schwirren uns die Köpfe,
Weil unsre Kassen leer;
Die leeren Truh und Töpfe,
Damit die Köpfe schwer.

Und wär’ es nur das Trinken,
Und wär’s das Schwanken bloß!
Indem sie so versinken,
Verbringen sie den Schoß.

Was wohl die Bürger fragen
Nach Lage und Gestalt;
Sie wärmen ihren Magen,
Die Steuer läßt sie kalt.

Wohlan! Wir sind im Staate
Auch um Moral und Ehr’:
Man soll in unserm Staate
Nicht Branntwein brennen mehr!

Wir müssen Solches setzen
Zunächst zwar um den Schoß,
Doch wird es wohl auch schätzen
Des Bürgers Ehgenoß!

(Matth. Rhobero wollte durch ein umfassendes Recept ein Geschlecht bessern, das durch Sittenlosigkeit dem Untergang geweiht schien.)