51. Schreiben der verordneten Gewerke an die Geistlichen.
„Euch Herren unsern Ehrengruß! —
Es setzt der Rath auf uns den Fuß,
Dieweil wir ihm die bittre Wahrheit
Gesagt in unverhüllter Klarheit.
Die Bibel redet: „montes tange
et fumigabunt! und führwahr!
Der Rath, der feindlich uns schon lange,
Er rast und wüthet offenbar.
Der Berg, den wir berührt, o Graus!
Er speiet gift’ge Flammen aus.
„Er nennt Injurien, was wir schrieben,
Doch darin irrt der weise Rath,
Das gute Recht nur, das wir lieben,
Verfolgten wir auf gradem Pfad.
Untadlig ist’s, verfährt man so:
Auf unsrer Seit’ ist Cicero.
„Ihr hochgelahrten Herrn! Wir legen
Den Klagebrief in Abschrift bei,
Dran wollt Ihr allerseits erwägen,
Ob nicht mit uns die Wahrheit sei.
Und sollt’ dem Rathe es gefallen,
Hier wider diesen Text zu streiten,
So glaubt kein Wörtchen ihm von allen;
Wer kennte nicht des Rathes Seiten?
Wir denken auch nicht aufzugeben
Den Kampf, wir wollen weiter fechten,
Doch Ihr auch mögt das Wort erheben,
Und helfen uns zu unsern Rechten.
Wenn Ihr da auf der Kanzel steht,
Da darf kein Rath Euch widersprechen;
Da denket unser im Gebet,
Und sucht solch Regiment zu brechen.“
Die Pfarrer gehn, den Rath zu hören,
Und ihm die Sachen vorzutragen,
Der aber läßt sich heut nicht stören,
Er fährt hinaus, im Wald zu jagen.
Viel lust’ger ist es, Hirsche schießen,
Als an dem Amtstisch Schweiß vergießen. —
(Nachdem die Bürger den schlechten Erfolg ihres ersten Schreibens ersehen, wandten sie sich an die Geistlichen, damit diese ihren Einfluß auf den Rath geltend machen möchten. Auch dieser Schritt half nichts. — Die Jagd war in den Händen des Raths; da auch der benachbarte Adel auf den Perleberger Feldern jagte, beschwerte sich der Rath über ihn bei dem Churfürsten, der es ihm bei 1000 Thlr. Strafe 1615 verbot.)