August Höpfner: Perleberger Reimchronik

2. Perlebergs Anfang. (1200.)

Es hob aus Wasser, Wies’ und Moor
Sich einst die Gänseburg empor,

Und war der edlen Ganse Hand
Zu eigen rings das ganze Land.

Und in dem Schutz der Ganse hat
Sich schier gebildet eine Stadt.

Da wohnten Sachs’ und Wende drin
Von fleiß’ger Art und festem Sinn;

Die buken, webten sonder Ruh
Und machten gar geschickte Schuh.

Ganz Perleberg im Kirchlein saß,
War Messe in Sankt Nikolas.

Es baute frommen Pilgern auch
Ein Hospital nach Christenbrauch.

Und auf der Burg die edlen Herrn
Besaßen solche Bürger gern,

Und liehen ihnen von dem Feld,
Daß Jeder sich sein Korn bestellt.

Da konnte Liebe und Vertraun
Sich zwischen Herr und Stadt erbaun.

Es war der Ganse christlich Werk,
Daß bald erblühte Perleberg.

(Die Gänseburg stand auf der Stelle, wo sich jetzt der Gasthof „Stadt Magdeburg“ befindet. — Die Ganse waren mit souverainen Rechten bekleidet, bestätigten Zunftprivilegien etc. und hielten Vasallen und Ritter. — Das Hospital St. Spiritus und die Kirche St. Nikolas bestanden schon, als Perleberg zur Stadt erhoben wurde.)