Der Kreis
Die Krieger erklärten sich zum Wohl ihrer Kinder, auf Bitten der Frauen, dem Rat der Weisen folgend bereit, ihre Waffen niederzulegen. Sie wollten Bauern werden, die Felder bestellen. Jedem sei die gleiche Würde zu eigen und gleiches Recht am Dasein gegeben, stellten sie fest; den Bedürftigen müsse man helfen, sodass niemand aus Not oder Erniedrigung wieder zum Schwert greifen werde. Sollte dennoch jemand den Frieden brechen, um eines anderen Hab oder Leben zu nehmen oder die Macht auf sich zu vereinen, hätte er alle zum Feind. Sie würden zusammenstehen, um die Ordnung zu wahren, sowie über ihn richten. Das war ihr Bund.
Unter dem Schwur prosperierte das Land. Prächtig waren die Ernten, reiche Vorräte legten sie an. Ein längeres Leben gab den Menschen die Zeit, ihr Verweilen auf Erden zu feiern. Sie erforschten die Welt und entwickelten Mittel, um sich das Tagewerk zu erleichtern. Sie erfanden die Kunst, ihre Geschichten für Generationen noch festzuhalten, die weit nach ihnen kamen. Andere reisten, um ihre Produkte gegen Waren aus fremden Ländern zu tauschen. Neue Talente wurden gesucht: Erst das Geschick, Maschinen zu bauen, die nie ermüden. Als sich das Volk immer weiter spezialisierte, wurden jene gebraucht, die rechnen konnten nebst organisieren.
Die Feldarbeit verlor an Bedeutung. Mechanische Pferde pflügten die Äcker, Mühlen brachten das Wasser oder mahlten das Mehl. So kam es, dass die Stärksten der Menschen keinen mehr fanden, dem sie ihre Kraft hätten andienen können. Wem es an Hoffnung, Glück oder Begabung fehlte, seinen Lohn in einer anderen Arbeit zu finden, war angewiesen auf Stützung durch die Gemeinschaft. Vielen schlug das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, hart aufs Gemüt. Manch einer berauschte sich gar, seinen Sorgen entfliehend in eine andere Welt. Die meisten aber bemühten sich, etwas zu finden, woran sie Nutzen vollbringen konnten.
Der Kreis wohlhabender Leute begann den Mittellosen zu zürnen. Als selbstverständlich nahmen sie Frieden, als Gesetz der Natur die Herrschaft des Geistes. Doch sie betrachteten jene, die Hilfe brauchten, als Last. Sie neideten ihnen das wenige, das diese zum Leben bekamen, und nannten es Wohlstand leistungsloser Betrüger. Sie riefen: Strafe muss sein! Sie wiegelten die Armen auf gegen die Ärmsten, doch rümpften die Nase beim Anblick der einen genau wie in Betrachtung der anderen. Sie maßen den Wert eines Bürgers am Einkommen. An diesem Wert bald auch die Notwendigkeit ärztlichen Beistands, dann gleichfalls das Recht.
Als die Benachteiligten sich auf ihre physische Stärke besannen, griffen diese zu Waffen, um zu erlangen, was ihnen verwehrt war. Die anderen verwiesen auf den gemeinsamen Pakt. Doch Wehe! Nichts war zu retten, die Übereinkunft schon lange gebrochen, als Verachtung den Platz eingenommen hatte, den Solidarität einst bewohnte. Und unter den Menschen wütete Krieg.