Von Größe und Dicke
In obiger Abbildung wirkt der kleinere Herr links auf mich dicker, doch das täuscht. Im Profil ragt der Bauch beider Herren exakt gleich weit vor, sodass wir einen gleichen Körperumfang annehmen dürfen. Das rechte Bild produzierte ich, indem ich Teile des Bildes links ausschließlich in senkrechter Richtung streckte.
Warum wirkt der Herr links dicker? Es könnte daran liegen, dass wir beim Einschätzen der Dicke nicht auf die waagerechte Ausdehnung des stehenden Menschen allein achten, sondern auf das Verhältnis von waagerechter zu senkrechter Ausdehnung des Körpers oder eines Teils des Körpers.
Eventuell schauen wir auch auf einen Winkel, mit dem etwa das Revers des Fracks nach vorn abfällt. Beim größeren Herrn fällt es steiler als beim kleineren. Bekrümeln sich die Herren beim Kekseknabbern, werden die Krümel beim kleineren Menschen eher an der Kleidung hängen bleiben als beim gleich dicken, aber größeren.
Ob wir auf das Verhältnis von Breite und Höhe oder auf Winkel achten, macht keinen großen Unterschied, denn eines lässt sich ins andere mit der (im hier relevanten Bereich zwischen 0° und 90° oder im Bogenmaß zwischen 0 und ¼ τ) stetig streng monoton wachsenden Tangens- beziehungsweise Arkustangens-Funktion übersetzen:
b : h = tan (β)
β = arctan (b : h)
Als großer Mensch machte ich mehrmals die Erfahrung, dass man mir sagte, ich sei schlank und nicht dick und könne mehr Essen gebrauchen, obwohl ich es besser wusste. Vielleicht waren diese unzutreffenden Aussagen eine Sache der Höflichkeit, vermutlich aber in einer durch meine Größe getäuschten Wahrnehmung begründet.