Kommentare

Zum Artikel Gedanken zum Artenschutz wurden folgende Kommentare gesendet.


Am 30. Juli sandte Mathies diesen Beitrag:

Mir gefällt, dass du nicht auf die sonst oft verbreitete Tränendrüsenart versuchst, den Leser von der Wichtigkeit des Artenschutzes zu überzeugen. Es leuchtet ein, dass Artenschutz in unserem Interesse ist und sein sollte. Es ist schade, dass die Wirkung des Artensterbens für die meisten Menschen nicht direkt wahrnehmbar sind. Es besteht eine schwammige Barriere zwischen Ursache und Wirkung.

Zum Beispiel: Da sind die Quallen – dort ist der überfischte Fressfeind der Qualle. Hier einen Zusammenhang herzustellen, zu erkennen, dass hier etwas falsch gelaufen ist und dagegen etwas unternehmen ist leider nicht trivial. Und das Bewusstsein für zumindest grundsätzlichste Zusammenhänge ist bei der Masse der Bevölkerung wohl noch nicht angekommen.

Vor wenigen Tagen sah ich mal wieder eine Doku zum Thema Tiefseefischer. Im Vordergrund stand der Alltag der Crew und der Kampf um die letzten Bestände, die bevorzugt in der Nähe von Schiffswracks zu finden sind. Fangquoten wurden am Ende mal kurz erwähnt, aber Artenschutz war kein echtes Thema bei den „harten Jungs“. Da halten sich noch alte Fischerklischees. Und vermutlich ist ähnlich viel Tiefgang bei der Bevölkerung im Allgemeinen zu erwarten. Solange der Fisch bei Nordsee auf dem Teller landet kann er wohl kaum überfischt sein.


Meine Antwort vom 31. Juli:

Du hast vollkommen Recht, wenn Du das Problem der Überfischung als nicht trivial bezeichnest, obwohl man auf den ersten Blick meinen könnte, dass die Situation doch ganz einfach sei: nicht mehr rausholen, als nachwächst. Aber wie viel ist das? Und was soll man machen, wenn der Nachbar trotzdem mehr rausholt?

In der großen Hochseefischerei fahren Fischer immer dahin, wo die Fische sind. Mithilfe moderner Technik wie Echoortung kombiniert mit satellitengestützten Vorhersagen klappt das ziemlich gut. Das heißt aber, dass sie selbst dann, wenn die Meere bereits zu großen Teilen leergefischt sind, noch immer eine Menge Fische unter dem Kiel haben. Wer immer dahin fährt, wo noch Fische sind, sieht viel zu spät, dass die Bestände abnehmen. Obwohl diese Fischer „vor Ort“ sind, können sie daher leicht demselben Trugschluss erliegen wie der Kunde am fernen Fischimbiss mit vollen Regalen.

Die Verlockung seitens der Jungs auf See, auf einen Wissenschaftler zu hören, der an seinem Schreibtisch Zahlentabellen ausgewertet hat, um ihnen dann zu erzählen, wie es da draußen aussieht, ist sicherlich selten groß. Zumal von den Fischern verlangt wird, sich zu beschränken und auf konkrete Einnahmen zu verzichten.

Hinzu kommt, dass in einem System, in welchem die Fischer unabhängig agieren, dem ökologischen Gleichgewicht zwar auch das dauerhaft ökonomische Optimum für alle Fischer, aber kein Nash-Gleichgewicht gegenübersteht. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Meere ist also sowohl für den Erhalt der Fischarten als auch für das Überleben der Fischer die beste Lösung. Aber einzelne Fischer, die sich nicht an diese Strategie halten und mehr fischen, erlangen zusätzliche Gewinne. Macht es irgend jemand, dann machen es viele, denn wer bei der Ausbeutung nicht mitmacht, ist am stärksten angeschmiert: Gewinne aus der Ausbeutung erzielt nur wer ausbeutet. Der durch die Ausbeutung verursachte Schaden trifft hingegen alle.

Von allein löst sich das Problem nicht, wenn wir von aussterbenden Fischern infolge leergefischter Meere als „Lösung“ absehen. Es braucht dafür Einigkeit zur Regulierung auf internationaler Ebene und ernsthafte Anstrengungen zur Durchsetzung der Beschlüsse. Die Meere sind hier ein Sonderfall im Bereich des Artenschutzes, weil im Prinzip jeder auf die hohe See rausfahren und zugreifen kann. Einen Wald und die darin lebenden Arten schützen ist einfacher: innerstaatlich zum Naturschutzgebiet erklären lassen oder selbst kaufen und Regeln aufstellen.