73. Churfürst Friedrich II. setzt in Perleberg einen Bürgermeister ein.
Gen Perleberg zog ein Advokat,
Und Tancke hieß der Mann;
Er ging, zu kommen in den Rath,
Die Durchlaucht flehend an.
Die Durchlaucht schrieb dem Rathe drum:
„Nehmt Tancken auf im Kranz!“
Es setzte doch der Rath sich um
Nach alter Observanz.
Die Durchlaucht nahm es übel gar:
„Darf künftig nicht geschehn!
War’t ungehorsam offenbar!
Ich will Euch folgsam sehn!“
Und für Gewerk’ und Bürgerschaft
War das ein hartes Wort:
„Erlahmen werden Muth und Kraft
Nun auch in unserm Ort.
„Fürwahr, uns packt Consternation
Um so ein bös Geschick.
Für ihn ist keine Affection
In unsrer Republik.“
Als wieder Lichtmeß kam in’s Land,
Da blieb’s im Rathe stumm,
Hielt Jeder inne seinen Stand,
Sie setzten sich nicht um.
Und durch des Fürsten Machtspruch ward
Nun Tancke Stadtregent.
O weh, o weh, der Spruch war hart,
Die Freiheit hat ein End’!
„Verdammte Advokatenlist!
Die Wahrheit wurde Schein!
Aus unsrer Perlenkrone ist
Gelöst der schönste Stein.“ —
(Mit der Einsetzung der Bürgermeister durch die Landesfürsten, die von nun an bis zur Einführung der Städteordnung immer erfolgte, wurde der letzte Rest der alten städtischen Freiheit zu Grabe getragen.)