August Höpfner: Perleberger Reimchronik

65. Die Schule. 1654.

Der Bürgermeister spricht im Rath:
„Fürwahr, Uns ward nicht leicht die That,
Die Stadt zu ein’gem Leben
Auf’s Neue zu erheben.

„Die Schule ist emporgebracht,
Und neuer Eifer angefacht;
Es kommen hergefahren
Von ferne die Scholaren.

„Nun aber hat die Schaar sich jetzt
Bei Michel Winst zu Bier gesetzt,
Allabendlich in Haufen
Bei Michel Winst zum Saufen.

„Nein, meine Herrn, das geht nicht an,
Daß unser Amt das dulden kann.
Wir müssen Winsten fassen,
Er soll die Stadt verlassen.“ —

Die Herrn des Rathes sagen drauf:
„Die Schüler helfen auch Uns auf.
Wir müssen also walten,
Daß Wir sie uns erhalten.

„Wenn Wir so stricte vorwärts gehn,
Das möchten sie nicht gerne sehn.
Wenn Wir den Wirth verjagen,
Das dürften Wir beklagen.

„Gebieten wir ihm fest und scharf,
Daß nur zwei Quart er zapfen darf
Für jeden dieser Knaben,
Die Kehle zu erlaben.“

(Die Schüler scheinen nicht mehr ganz jung, und das Bier nicht allzu stark gewesen zu sein.)