August Höpfner: Perleberger Reimchronik

60. Bittschreiben Perlebergs an den großen Churfürsten. 1641.

„Ach, gnäd’ger Churfürst! aus den Niederlanden
Rückkehrend warest Du bei uns zu Nacht;
Du sahst es selbst, in welcher Noth wir standen,
Und welches Leiden uns der Krieg gebracht.

„Noch schlimmer kam’s! Nun sind wir ganz zerschlagen,
Und wüste liegt die Stadt, und brach das Feld;
Wir haben alle Last stets gern getragen,
Doch sind wir jetzt auf Bettelbrod gestellt.

„Drum bitten wir: Verschone ein’ge Jahre
Mit Kriegessteuern doch uns gnädiglich,
Und mach’, weil uns vor Gram ergraun die Haare,
Durch unsre Bedenreste einen Strich.

„Gestatte auch, für uns zu collectiren
In Deiner Churmark und im Preußenland,
Daß Kirch’ und Schule wir auf’s Neue zieren,
Und neu erstarken mög’ des Bürgers Hand.“

Der Churfürst thut nach ihrer frommen Bitte,
Des Nächsten Liebe baut die arme Stadt,
Und Gottes Gnade segnet ihre Schritte
Durch Pred’ger, Lehrer, Bürgerschaft und Rath.

(Die Bedenreste betrugen 2000 Thaler. 1638 übernachtete der damalige Churprinz auf der Rückreise von den Niederlanden nach Berlin in Perleberg. — Durch die Kriegssteuer mußten die Schweden erhalten werden.)