August Höpfner: Perleberger Reimchronik

38. Perlebergs städtische Feste. Um 1560.

Der Rath vertritt die Bürgerschaft
Und fördert würdig ihre Kraft.

Und Fülle leiht der guten Stadt
Der Wald, den sie zu eigen hat.

Zwei Feste setzte drum sie ein,
Zu feiern Fülle und Gedeihn.

Zu Lichtmeß wandelt sich der Rath,
Das war das erste Fest im Staat.

Am Bielfeld sie den Wald beschaun,
Was angesaamt, was abzuhaun. —

Am frohen Fest geht hoch es her,
Sie tafeln gut und trinken schwer.

Es ist besetzt der lange Tisch
Mit „Negenogen“, Wels und Fisch.

Was Wald und Weide liefern kann,
Es wird gekocht für Jedermann.

So lang vom Spundloch fleußt das Bier,
Es läuft für jede Kehle hier.

Die großen Glocken tönen hehr,
Dem schönen Bürgerfest zur Ehr.

Der Armuth spendet milde Hand
Zum Kleide warmes Lakengewand.

Es wird bescheert ein Vollgenuß
Den Lehrern et cantoribus.

(Die Wandelung oder Umsetzung des Raths erfolgte jährlich zu Lichtmeß. — „Zum Bielfeld“ bedeutet soviel wie Haidereise. Bielfeld ist das durch das Beil zu schaffende oder bereits wieder angesaamte Feld. Der Bürgermeister Schmidt gab ein Capital von 100 Gulden, damit von dem Zins Zerbster Bier für den Rath zum Bielfeld beschafft würde. — Die Stepenitz war damals sehr fischreich, Neunaugen, Welse, Dorsche wurden viel gefangen.)