35. Einführung der Reformation. 1539.
Der Pfarrherr Palmus Mechow sah
Auf die Gemeinde sauer sehr,
Denn Bürgermeister Konow da
War längst kein folgsam Schäflein mehr.
Wie dieser ging den neuen Pfad,
Und nichts ihm galt der alte Brauch,
So folgten ihm der ganze Rath,
Und alle Rathsverwandten auch.
Und der Gewandverschneider Schaar,
So ehrenhaft an Sitt’ und Sinn,
Die reiche Gilde wandte klar
Sich zu der neuen Lehre hin.
Die Wollenweber, wie bekannt
Gedankenreich, von heißem Blut,
Die Wollenwebergilde stand
Für Luther ein mit Kraft und Muth.
Fürwahr, der Pfarrherr ist verstimmt,
Denn sieht er sein Gefolge an,
Und wenn er’s ganz zusammen nimmt,
Wieviel Getreue hat er dann?
Wohl sucht mit Eifer er die Fraun
Zu fesseln durch sein warnend Wort,
Auch in der Jugend neu zu baun,
Doch hat er schweren Stand im Ort.
Und als der Churfürst geht voran
Und sich bekennt zur neuen Lehr’,
Da thun ihm nach es Frau und Mann,
Es hält kein Pfaff’ sie länger mehr.
Doch Mechow sprach: „Mit mir ist’s aus,
Ich werd’ nicht wandeln mich und drehn,
Und blieb’ ich hier am Gotteshaus,
Ich würde Euch im Wege stehn.
„Ich mag nicht schwimmen mit dem Strom,
Nicht sorgen nur für diese Zeit,
In stiller Zelle werd’ am Dom
Erharren ich der Ewigkeit.“
Und er entsagt im Zeugenkreis
In Sanct Marien Amt und Macht,
Und Simon Bogner nimmt mit Fleiß
Die Christenseelen nun in Acht.
(Die frommen Gilden in P. waren: Marienbrüderschaft, corporis Christi und trium regum. — Churfürst Joachim II. trat zur evangelischen Kirche öffentlich am 1. November 1539 über. — Palmus Mechow legte sein Amt am 4. December 1539 in der Marienkapelle, (jetzt hoher Chor) unter Zeugenschaft des Matthias Gans zu Putlitz und des Georg von Platen nieder. — Die erste Kirchenvisitation war 1542; auf derselben wurde auch beschlossen, den Söhnen des Bürgermeisters Konow für seine Verdienste um die Einführung der Reformation in Perleberg Stipendien zum Studiren zu verleihen. Konow starb 1555.)