33. Der Leineweber neues Statut.
Die Leinewebergilde barg zur Zeit recht schlimme Glieder,
Die triebens in dem Bier zu arg, das Trinken riß sie nieder.
Die Elle war nicht immerdar „rechtfertig“ wie sie sollte,
Und Mancher zu der Gilde gar nicht Zahlung leisten wollte.
Das ging den Alten sehr zu Sinn, die würd’ge Männer waren;
„Mit unsrer Ehre ist es hin, wenn wir nicht streng verfahren.
„Wie übte einstmals emsiglich Gewerkes Kunst die Jugend,
Sie mühte sich und kam empor und wich nicht von der Tugend.
„Doch sehen wir die Neuen an, dann will es uns bedünken,
Als zöge eine Zeit heran, da Alles wird versinken. — —
„Bestimmen wir ein neu Statut für unsre arme Gilde,
Und Jeder thu mit rechtem Muth nach dem gesetzten Bilde!
„Drei Wispel Hafer schuldig ist und eine Tonne Bieres,
Wer noch mit falscher Elle mißt inmitten des Revieres.
„Und tritt ein junger Meister ein, der soll die andern tränken,
Doch soll’s im Bürgerhause sein und nicht mehr in der Schenken.
„Und ist das eine Viertel Bier dann durch die Kehl gelaufen,
Verbieten weitres Trinken wir, denn schändlich ist das Saufen.
„Es geb’ der junge Meister auch zur Hanse das Gesetzte,
Zehn Groß, es ist ein alter Brauch, den einst kein Mann verletzte.
„Und nun bestät’ge, weiser Rath, was Du von uns vernommen,
Auf daß zu Ehr in unsrer Stadt wir Armen wieder kommen.“ —
(Der Beitrag der Leinwebergilde und also doch wohl auch der anderen Gilden zur Hanse ist ein neuer Beweis, daß Perleberg Hansestadt war. — „Drei Wispel Hafer“ kommt häufig in Perleberg als Strafe vor.)