30. Der Glockenguß zu Perleberg. 1517.
Es zog ein Glockengießer hierher von Niederland,
Er wußt’, daß in den Marken er gute Arbeit fand.
Die Perleberger freuten sich um den wackern Mann,
Und boten eine Stelle ihm gleich zur Werkstatt an.
„Nun gieß’ für Sankt Jacoby uns Glocken groß und weiß,
Die weit hinaus erklingen zu Gottes Ehr und Preis.
„Und gieß’ uns auch ein Glöcklein, das zum Gebete schellt,
Und dessen Ruf vernehmen die Schnitter auf dem Feld.
„Beweise, werther Meister, uns solche reiche Kunst,
Auf daß noch bei der Nachwelt Dein Name bleib’ in Gunst.“
Vorm Dobbertziner Thore da kam das Erz in Fluß,
Da hat der Heinrich Kampen vollbracht den schönen Guß.
Nun zogen sie die Glocken hinauf zum hohen Sitz,
Daß sie die Frommen riefen und brächen auch den Blitz.
Als Funfzehnhundertsiebzehn man Allerheil’gen schrieb,
Da weihten sie die Glocken; wem wär’ der Tag nicht lieb!
Da hatte eben Luther das große Werk vollbracht,
Mit fünfundneunzig Sätzen ein neues Licht entfacht.
Als unsre Glocken klangen zuerst in Fröhlichkeit,
Da grüßten sie das Frühroth von einer neuen Zeit!
(Heinrich van Kampen goß 1517 die große Glocke, die Apostel- und Schellglocke. Die Apostelglocke wurde 1537 nach Hamburg verkauft. — Die andern Gotteshäuser zu Perleberg schossen das Geld zum Glockenguß vor. Die Glocken- und Büchsengießerei war in einer Scheune vor dem Dobbertziner Thor. — Allerheiligen ist am 1. November; am 31. October 1517 hatte Luther die 95 Sätze gegen den Ablaß veröffentlicht.)