August Höpfner: Perleberger Reimchronik

19. Friedrich I. und die schöne Else in Perleberg. August 1420.

Die lust’gen Schnitter mähten und banden just im Feld,
Da kam der Churfürst wieder, wie er es fest bestellt,
Wollt’ seiner Else zeigen das liebe Perleberg,
Und mit den Nachbarn bauen ein rechtes Friedenswerk.

Und als sie nun von ferne die starken Thürme sahn,
Da sprach er: „Sieh, die Veste hat einen scharfen Zahn;
Wie in der harten Schale die edle Perle liegt,
So ruht in schwerem Panzer die Stadt hier unbesiegt.“

Sie fanden in dem Schlosse die Fürsten schon vereint
Von Mecklenburg und Sachsen und Braunschweig, Freund und Feind,
Von Pommern und zu Wenden, vom Hansebund die Herrn;
Die schöne Else wirkte wohl wie ein Friedensstern.

Es ward der Bürgermeister von Perleberg ersehn,
Um als ein guter Bürge in dieser Sach’ zu stehn;
Da wurden nun erwogen die Dinge lang und breit,
Die Blätter der Geschichte ertheilen deß Bescheid.

Als fertig die Berathung, die andern Fürsten fort,
Besahn die Hohenzollern den handelsreichen Ort,
Die Kirchen und das Rathhaus, den Fluß, der Mauern Ring;
Von Allem gute Auskunft das hohe Paar empfing.

Im Schlosse sprach der Churfürst: „Herr Heinrich Dobbertzin,
Mit Unsern äußern Feinden wär’ nun das Werk gediehn,
Doch gegen Unsre innern sollt Ihr das Beste thun,
Daß in der armen Prignitz die Fehden endlich ruhn.

„Ich ruf Euch auf, zu strafen die Wegelagerei,
Der Räuber Burgen brechet und steht Mir treulich bei.
Ihr müßt für Mich hier schaffen, Ihr seid der Prignitz Kron’,
Und wenn Ihr ernst verfahret, so wird es besser schon.“ —

Die schöne Else mahnte: „Wir müssen ziehn, Gemahl! —
Ich hatt’, Herr Bürgermeister, viel Freud’ in diesem Thal.
Kommt Ihr nach Tangermünde, so kehrt zu Uns da ein,
Da wollen Wir Euch zeigen die lieben Kinderlein.“ — —

(Die Verhandlungen in Perleberg führten zu dem Perleberger Frieden 1421, der leider nur einige Jahre währte. Als Friedrich I. Anführer der Reichstruppen im Hussitenkriege wurde, war der Friede bereits abgelaufen, und die Pommern und Mecklenburger verheerten wieder die Mark. — In Tangermünde, welches Kaiser Karl IV. mit einem schönen Schloß geschmückt hatte, wohnte die churfürstliche Familie.)