16. Friedrich von Nürnberg empfängt die Huldigung in P. als Oberster der Mark. (12. December 1412.)
„Herrn Jobst, den Reichsverweser,
Umfängt des Grabes Nacht;
Ein andrer, ein Erlöser
Ist jetzt uns zugedacht.
Nicht länger soll’n die Quitze
Verhöhnen gutes Recht;
Nun tritt an unsre Spitze
Ein Herrscher, brav und echt.
„Es hielt der mächt’ge Kaiser
Den rechten Herrn bereit,
Denn wie man hört, ist weiser
Kein Fürst in uns’rer Zeit.
Herr Friedrich hält aus Franken
Die Herrscherzügel stramm;
Schon trat er in die Schranken
Wohl auf dem Kremmer Damm.“ —
So dachten unsre Ahnen
Und zogen aus dem Thor;
Es schwenkte bunte Fahnen
Der Springer lust’ger Chor.
So gingen sie entgegen
Dem neuen, lieben Herrn;
Sie fühlten, wie zum Segen
Er nahte aus der Fern’.
Er kam auf hohem Rosse
Mit einer reis’gen Schaar;
Sie führten ihn zum Schlosse,
Beseligt wunderbar.
Mit grünem Reis der Fichte
War jedes Haus geschmückt;
Von Friedrichs Angesichte
War jedes Herz beglückt.
Als sie ihm Huld’gung schwuren,
Das kam aus Herzensgrund.
„Der tilgt der Gräuel Spuren“,
Das fühlten sie die Stund’.
Und als mit ihm sie saßen
Im Rathhaus bei dem Mahl,
Mit sel’gen Blicken maßen
Den Edlen sie im Saal.
War sonst es ihre Sitte,
Den Herrscher anzuflehn,
Und ihn mit brünst’ger Bitte
Um Rechte anzugehn,
Vor Friedrichs Blicken wagte
Sich nicht hervor solch’ Wort;
Sein treues Auge sagte:
Ich bin Euch Schild und Hort!
(Kaiser Siegesmund setzte am 8. Juli 1411 Friedrich, Burggrafen von Nürnberg als Obersten und Verweser der Mark ein. Der märkische Adel und die pommerschen Herzoge traten ihm auf dem Kremmer Damm 1412 entgegen, aber ohne Erfolg. Friedrich ließ sich von den Städten huldigen, die ihn gern aufnahmen und seine Macht verstärkten.)