9. Perleberg erwirbt die Stepenitz. 1307.
Als offen lag des Wassers Bahn,
Da sprach der Rath gar klüglich:
„Wir gehen jetzt entschieden dran,
Die Sache steht vorzüglich.
Wird Großes in das Werk gericht’t,
So soll man ängstlich knausern nicht.“ —
Der Markgraf Ludwig gab das Recht,
Die Stepnitz zu befahren,
Bestimmte, was er nehmen möcht’
An festem Zoll der Waaren,
Und sagte gnädig noch dabei:
Das Bier für Euch ist steuerfrei.
Doch ach! noch war zu seicht der Fluß,
Ein größres Schiff zu tragen;
(Und wer da will, der darf dem Muß
Sich wahrlich nicht entschlagen!)
Sie gruben ihm das Bett so tief,
Daß fröhlich drin der Segler lief.
Wie regten frisch die Bürger sich,
Wie blühten die Gewerke!
Hei, wenn ihr Schiff die Fluth durchstrich,
Da sahn sie ihre Stärke.
Sie traten in der Hanse Kranz,
Und prangten in der Hanse Glanz.
Sie sandten ihres Fleißes Frucht
Nach Nordlands Felsgestaden;
Es kehrten heim zur sichern Bucht
Die Schiffe reich beladen.
Da trug in Nordland Mancher wohl
Ein Perleberger Camisol.
(Nachdem Perleberg die Mühle in Wittenberge gekauft und abgebrochen hatte, erkaufte es das Recht, die Stepenitz zu befahren; es vertiefte den Fluß, der seicht und breit war, erwarb beide Flußufer, baute Schiffe und führte seine Produkte der Hanse zu. — Daß es Hansestadt gewesen, geht auch hervor aus den historisch-diplomatischen Beiträgen von Berlin von Fidicin, Theil III.)