8. Perleberg will die Stepenitz erwerben. 1307.
„Wir haben Gott zur Ehr gebaut,
Die Mauern sind geschlossen;
Doch wer erstarken möchte, schaut
Und wirket unverdrossen.
Wie nutzen recht wir unsern Sitz
Hier unten an der Stepenitz?
„Wenn dieser Fluss der unsre wär,
Was könnten dann wir schaffen!
Wir hätten frei den Weg zum Meer,
Und könnten uns erraffen
Und werden gar der Hanse Glied; —
Doch ist „das Wenn“ ein leidig Lied!
„Dem Nachbar Wittenberge treibt
Die Stepenitz die Mühle;
Das Einz’ge, das uns übrig bleibt,
Sind bittren Leid’s Gefühle.“ —
Und als der Rath so saß und sprach,
Da kam das rechte Wort zu Tag.
„Wir zahlen unserm gnäd’gen Herrn
Jetzt hundert Marken Bede,
Drum wird er wohl auch hören gern
Auf unsre fromme Rede.
Wie wär es, wenn wir ihm uns nahn
Und bringen diese Bitte an:
„Gebiete Wittenberge scharf,
Daß auf der Stepnitz Faden
Es keine Mühle jemals darf
Errichten uns zum Schaden? —
Ich glaube, solch ein Privileg
Verhilft uns wohl zum Wasserweg.“
„Doch wie? die Stepnitz ist besetzt!“ —
„Nun, meine Weisen, Lieben,
Es bleibt nicht immer so wie jetzt,
Wie Salomo geschrieben.
Es thut wohl eine Zeit sich auf,
Da nehmen wir die Mühl’ durch Kauf.“
Das schien dem frommen Rathe gut,
Er that die besten Schritte,
Und siehe da, mit rechtem Muth
Gewährt der Fürst die Bitte.
So strichen dreißig Jahr vorbei,
Da war der Fluß der Mühle frei.
(Markgraf Hermann versprach 1307 den Perlebergern, daß zum Nachtheil Perlebergs auf der Stepenitz nach der Elbe hin keine Mühlen erbaut werden sollten. Perleberg hatte solch Ansinnen an ihn gestellt, weil es der 1241 gestifteten ewigen Hanse beitreten wollte, und dazu der Schifffahrt auf dem Flusse bedurfte.)