Zum Schiffshebewerk Lüneburg

Hallo Mathies,

ich bin gerade in Wittenberge und für meinen nächsten Zug, IC, ist eine Verspätung von circa 30 Minuten auf dem Bahnhof und 40 Minuten im Internet angekündigt. Das heißt, dass ich wohl später in Lüneburg ankommen werde. Vielleicht klappt es um 10:15 Uhr, falls der nächste Anschluss in Büchen zu bekommen ist.

Oh, gerade wird durchgesagt, dass die kleine Verspätung des Zuges wohl doch eher bei 58 Minuten liegt.

Wenn ich Genaueres weiß, schreibe ich noch mal eine E-Mail.

Bis dann
Martin

– 8:03 Uhr MEZ

Ein Hoch auf unsere Kommunikations­technik! Wären Mathies, Migo und ich nicht im Frühjahr 2017, sondern 100 Jahre früher verabredet gewesen, hätte ich auf dem Bahnsteig keinen Klapprechner zücken, mich über einen USB-Stick mit dem Internet verbinden und eine E-Mail schreiben können, um die Verspätung anzukündigen.

Andererseits gab es vor 100 Jahren eine direkte Eisenbahnstrecke Wittenberge–Lüneburg. Sie hätte die Reise vereinfacht, doch Krieg und deutsche Teilung nahmen sie uns, sodass ich an jenem Morgen nach der Fahrt mit dem Schienenersatzverkehrsbus von Perleberg nach Wittenberge zunächst nach Büchen in Schleswig-Holstein reisen musste, um dort in einen Zug nach Lüneburg umzusteigen. Allerdings …

Hallo Mathies,

ich fahre nun gerade durch Hamburg (hierhin hat uns die Deutsche Bahn entführt 😲) raus gen Lüneburg. Der Metronom ist ein Bummelzug, ankommen soll er in Lüneburg um 10:23 Uhr.

Vielleicht gibt es in Lüneburg eine Information in Bahnhofsnähe, wo Du noch Pläne schmieden kannst? Ich habe keinen Masterplan, dem wir folgen müssen.

Schöne Grüße aus der Elbmetropole
Martin

– 9:43 MEZ

Die Deutsche Bahn war so nett, in Wittenberge wegen der großen Verspätung des Intercitys einen ICE halten zu lassen und die Reisenden mitzunehmen. Anders als vom Zugbegleiter bestätigt und im Zug angesagt, verpasste die Bahn jedoch in Büchen einen Stopp einzulegen. Vielleicht hatte man vergessen die Weichen umzustellen, um den ICE auf ein mit Bahnsteig ausgestattetes Gleis zu leiten?

Für eine solche Entführung hätte es keinen besseren Tag geben können, denn das gregorianische Kalenderblatt zeigte den 1. April, Scherztag. Wenn im ICE mit Hund und einem zerlegten Fahrrad­anhänger im gut frequentierten Gang zu stehen und dabei an den in Lüneburg warten müssenden Mathies zu denken nur weniger Stress bereiten würde, hätte es sogar ein erbauliches Abenteuer sein können.

Auf der anschließenden Fahrt von Hamburg nach Süden gelangten Migo und ich unverhofft durch Stelle, wohin uns 2007 unser erster Zelturlaub geführt hatte. Auch Radbruch durchquerten wir ohne Zwischenfall, erreichten Lüneburg gut eine Stunde später als geplant und konnten uns brüsten, an diesem Morgen bereits fünf Bundesländer gesehen zu haben.

Blumenladen am Bahnhof Lüneburg
Samstag, später Vormittag
Die Ilmenau in Lüneburg
Wirtschaftsflaute? Die Segelkähne lagen bar jeglicher Handelsware im Wasser.
Markt und Rathaus Lüneburg

Nach einem kleinen Abstecher ins von Touristen und Marktbesuchern wimmelnde Herz der insbesondere durch den Salzbergbau und -handel reich gewordenen Hansestadt begaben wir uns auf den Weg zum Schiffshebewerk Lüneburg am Elbe-Seitenkanal, der den Mittellandkanal zwischen Braunschweig und Wolfsburg im Süden mit der Elbe zwischen Artlenburg und Lauenburg im Norden verbindet.

Migo prüft die Licht-Schatten-Grenze
Den Sabber auf dem Kopf und im Gesicht spendete eine Boxerhündin.
Parkhaus Lünepark
Unser Weg führte uns durch ein Parkhaus.
Willkommen in Lüneburg 🙂
Nahe des Klosters Lüne an der Eisenbahnstrecke gen Lübeck
Im Suren Winkel, Adendorf
Anwohner setzen sich für eine Verkehrsberuhigung und breitere Bürgersteige ein.
Etikettenschwindel
Das Schiffshebewerk „Lüneburg“ befindet sich in Scharnebeck.
Schiffshebewerk Lüneburg
Ohne DDR hätte es dieses niedersächsische Schiffshebewerk wohl nicht gegeben.
Bug des Binneschiffs „Vorwärts“
Ausfahrt aus dem Schiffshebewerk
In welche Richtung? Natürlich vorwärts!
Anka am Schiffshebewerk Lüneburg
Eine alte Bekannte von Mathies, Migo und mir

Das Schiffshebewerk Lüneburg wurde Mitte der 1970er Jahre errichtet. Mit 38 Metern überwindet es zwei Höhenmeter mehr als das berühmte, 40 Jahre ältere Schiffshebewerk im brandenburgischen Niederfinow. Schiffshebewerke arbeiten dabei erstaunlich effizient, denn wird ein Trog mit Schiff, Ladung und tausenden Tonnen Wasser angehoben, senken sich zum Ausgleich Gegengewichte gleicher Masse ab.

Die Kräfte heben sich dabei auf, sodass kaum Energie fürs Anheben nötig ist. Anders als beim Fahrstuhl im Haus spielt dafür keine Rolle, wie schwer Schiff und Ladung sind. Unterschiede gleicht das Wasser aus, denn wie Archimedes entdeckte, verdrängt ein schwimmendes Schiff die Masse Wasser, die seiner eigenen Masse entspricht. So wiegt der Trog bei konstantem Wasserstand im Kanal immer gleich viel.