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Warum ich ethisch handeln möchte

Ich möchte zukünftig ethisch handeln. Tat ich das bislang nicht? Nicht wirklich. Dabei ist wichtig zu wissen, was ich mit „ethisch“ meine. Ethisch handeln soll heißen, gute Handlungs­entscheidungen von einer Basis einleuchtender, widerspruchsfreier Prinzipien schlüssig abzuleiten oder Entscheidungen zumindest im Rahmen solcher Grundsätze zu fällen.

Einen Rahmen für Entscheidungen kennen wir alle in Form von Gesetzen und Verordnungen. Sie lassen sich zumindest teilweise auf wenige Grundsätze, die Grundrechte, zurückführen und begrenzen unsere Handlungsoptionen: Vereinfacht gesagt darf man nicht tun, was zu einer Verletzung der Grundrechte anderer führt. Wenn Grundrechte konkurrieren, wird abgewogen.

Engere Grenzen setzen Dinge wie Sitte und Moral. „Sittlich“ oder „moralisch“ wird teils synonym mit „ethisch“ verwendet, meint für mich aber etwas anderes. Sitten haben viel mit Gewohnheiten zu tun, sind nicht unbedingt einleuchtend, teils widersprüchlich und wandeln sich. Es gab Zeiten, da galt es in Deutschland als unsittlich, wenn sich eine unverheiratete Frau allein mit einem Mann unterhielt …

Vielleicht könnte man sagen, dass moralisches Handeln in meiner Begriffswelt zwischen sittlichem und ethischen Handeln steht. In moralischem Handeln steckt für mich weniger die Idee, richtig im Sinne gesellschaftlicher Erwartungen zu agieren, als der innere Wunsch, dem Guten entsprechend zu handeln. Aber was ist gut? Das Bauchgefühl mag es situativ entscheiden.

Mit Sittlichkeit kann ich kaum noch etwas anfangen, mit moralischem Handeln viel mehr. Ich esse seit mehr als zehn Jahren kein Fleisch – das könnte man bei mir beispielsweise als eine moralisch bedingte Verhaltensweise bezeichnen. Warum aber genügt mir das nicht; warum suche ich nach einem ethischen Rahmen? Dies hat vor allem drei Gründe:

  1. Manchmal kann ich mich – kann sich mein Bauchgefühl – nicht entscheiden. Ein ethisches System könnte den Anteil solcher Fälle an allen Handlungsentscheidungen reduzieren.
  2. Manchmal kann ich mich zwar entscheiden, bin darin aber sehr wankelmütig. Das Bauchgefühl kann heute „hü“ und morgen „hott“ sagen. Für längerfristige Entscheidungen ist das keine sinnvolle Grundlage.
  3. Als vernunftbegabtes und mathematisch/logisch interessiertes Wesen bin ich unzufrieden damit, widersprüchlich zu handeln und Entscheidungen schlecht begründen zu können.

Zwar gehe ich davon aus, dass auch bei ethischer Betrachtung manche Handlungsfragen kaum entscheidbar sein werden. In solchen Fällen erscheint es mir aber unproblematisch, dem Bauchgefühl zu folgen. Geben weder Ethik noch Bauchgefühl einen Ausschlag, kann ein Münzwurf ebenso wie der erstbeste Rat herangezogen werden.