Das Stepenitztal in der Perleberger Heide
während des Elbehochwassers im Juni 2013
Der Rudower See bei Lenzen ist meist der größte See des Landkreises Prignitz. „Meist“, weil zu Zeiten starken Elbhochwassers nördlich von Wittenberge das untere Tal der Stepenitz vollläuft. Wie im Juni 2013 übertrifft dann jene Wasserfläche die Ausdehnung des Rudower Sees.1
Am Vormittag des 11. Juni unternahm ich mit Migo von Perleberg aus eine Wanderung nach Süden durchs Stepenitztal und den benachbarten Forst in der Perleberger Heide.
Die waldreiche Perleberger Heide erstreckt sich in der Prignitz parallel zur Elbtalniederung. Zwischen Perleberg und Wittenberge wird die Heide vom Tal der Stepenitz durchschnitten, das von offenem Grünland mit vereinzelten Bäumen geprägt ist. In Wittenberge mündet die Stepenitz in die Elbe.
Die Stepenitzniederung ist grundsätzlich flach, südlich von Perleberg finden sich aber auch einige kleine, in ihrer klaren Abgrenzung auffällige Hügel. Am rechten Bildrand eines Fotos ist eine solche Erhebung zu sehen.
Zwischen Perleberg und Wittenberge ist die Niederung der Stepenitz Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe, welches sich neben Brandenburg auch in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt. Die Fläche des Reservates ist größer als das Bundesland Saarland.
Am 9. Juni 2013 wurde mit 7,85 Metern in Wittenberge der bislang höchste Wasserstand der Elbe gemessen. Bei unserer Wanderung zwei Tage später waren es noch immer über 7,70 Meter. Zum Vergleich: Der mittlere Wasserstand beträgt 2,77 Meter.3
Da die untere Stepenitzniederung kein großes Gefälle aufweist, fließt die Elbe beim Anwachsen auf solche Wasserstände das Stepenitztal aufwärts und die Stepenitz staut sich zurück. Die offene Wasserfläche des so entstandenen Sees erstreckte sich durch die Gemeindegebiete von Wittenberge, Breese, Weisen und darüber hinaus eineinhalb Kilometer weit in die unbewohnte südliche Feldmark der Kreisstadt Perleberg.
Migo und ich wechselten am Beginn der offenen Wasserfläche in den höher gelegenen Perleberger Stadtforst (Karte 2, Stelle A) und setzten unseren Weg parallel zum Überschwemmungsgebiet fort. Sieht man den Röhricht am Rand der Wasserfläche, könnte man denken, dass der tatsächlich nur wenige Tage junge See ein etabliertes Ökosystem wäre. Die Uferpflanzen siedeln in Wirklichkeit aber an und in Wassergräben, die in der Niederung angelegt wurden.
In einer Teleaufnahme kann man am rechten Bildrand einige Häuser des Ortes Weisen sehen. Die am linken Bildrand aufragenden Metallstäbe gehören zum Stepenitzwehr bei Weisen, an dem Migo und ich im Frühjahr 2011 einmal entlang spazierten. An diesem Junitag aber kehrten wir dem Stepenitztal bald den Rücken (Karte 2, Stelle E), denn weiter flussabwärts, wo Einwohner und Helfer um Hab und Gut bangten – im Breeser Stepenitzgrund leider vergeblich –, brauchte es keine herumstolpernden Wanderer.
Selbst in diesem Juni, da bei Wittenberge der höchste Wasserstand seit Beginn der Messungen aufgezeichnet wurde, war die Elbe ein Rinnsal im Vergleich zum Elbe-Urstrom, der hier vor mehreren Tausend Jahren floss, als Gletscher der letzten Eiszeit schmolzen. Unmengen von Sand führte der Strom damals mit und lagerte ihn ab. Die Perleberger Heide ist eine solche hauptsächlich ebene Talsandfläche. Höhenunterschiede ergeben sich durch aufgewehte Dünen und tiefer eingeschnittene Flusstäler wie jenes der Stepenitz.
Die sandigen Böden der Heide sind nährstoffarm und für den Ackerbau kaum geeignet, sodass in ihr vor allem Forstwirtschaft mit anspruchslosen Bäumen wie Kiefern betrieben wird.
- Die Elbe selbst nimmt bei extremem Hochwasser in ihrem Verlauf zwischen den Deichen eine Fläche ein, welche jene des überfluteten Stepenitztales bei Weitem übertrifft. Doch die hochwasserführende Elbe ist ein Fließgewässer, das dabei überflutete Stepenitztal hingegen ein Stehgewässer, weshalb ich nur das Letztere mit einem See vergleiche.
- Lizenzinformationen zur Karte finden sich auf OpenStreetMap.org, der gewählte Ausschnitt unter http://www.openstreetmap.org/#map=10/53.0391/11.8302.
- Daten von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes auf PEGELONLINE, abgerufen am 11. Juni 2013.
- Lizenzinformationen zur hier graustufig dargestellten Karte finden sich auf OpenStreetMap.org, der gewählte Ausschnitt unter http://www.openstreetmap.org/#map=13/53.0149/11.7868. Für die hellblau eingezeichneten Überschwemmungsflächen habe ich mich an der Karte „Deutschland Hochwassersituation 09. Juni 2013 – Betroffene Fläche P28 - Wittenberge - Detail“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt orientiert. Siehe http://www.zki.dlr.de/de/article/2374 für weitere Karten zum Juni-Hochwasser 2013.
Kommentare
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Schönen Dank für die herrlichen Aufnahmen und die fundierten Erläuterungen. Dabei geht dem Wandersmann das Herz auf.
Herzlich,
Chris -
Danke fürs Lob, Chris.
Martin