Perleberger Schilder mit Hintergrund

Privatparkplatz, Schuhstraße/Petersiliengasse/Uferstraße

Zwischen Schuhstraße und Uferstraße liegt jener Privatparkplatz, auf dem das Parken verboten ist. 2012 wurde an dieser Stelle der historischen Altstadt ein Haus abgerissen. Nun steht an jeder der drei zugänglichen Seiten des Platzes ein solches Schild. Interessant ist, was dort nicht steht – nicht mehr – und woran kein Schild erinnert: die jüngste Perleberger Synagoge, die der Wittenberger Vermessungsingenieur Richard von Elsner im Jahr der Novemberpogrome 1938 noch in seinem Plan der Stadt Perleberg vermerkte. Im Bildhintergrund ist die Fassade des Hauses in der Uferstraße 20 mit dem Schriftzug „Wilhelm Schabrod Tischlermstr.“ zu erkennen.

Einbahnstraßen, Krämerstraße/Kirchplatz/Großer Markt

Der Pfahl mit den schmucken Einbahnstraßenschildern in entgegengesetzte Richtungen steht an der St.-Jacobi-Kirche, wo die Krämerstraße auf das Ensemble aus Kirchplatz auf der linken und Großem Markt auf der rechten Seite stößt. In der Perleberger Reimchronik dichtete August Höpfner mehrmals zur Geschichte der Kirche, deren rote Backsteinziegel hinter dem Schild zu sehen sind: vom Bau der Kirche im 13. Jahrhundert, dem Glockenguß im 16. Jahrhundert, einem Blitzschlag im 30-jährigen Krieg und zur Standfestigkeit über die Jahrhunderte.

Kommentare

  1. Privatparkplatz
    Das Schild, das wird doch jedem Betrachter eindeutig klar, gilt als Einladung, nur zu Fuß auf diesem Platz innezuhalten. Schon Moses Mendelssohn (geboren in Dessau, meiner alten Heimat, gestorben in Berlin), mahnte (zu seiner Zeit, 1729 bis 1786 lebte er) stets, auf dass die (hier jüdische) Vergangenheit nicht vergessen werde: "Misstraut den Grünanlagen!" (und auch den Parkplätzen), denn hier könnte Wertvolles, Beachtenswertes, Erinnerungswürdiges gestanden haben und noch drunter liegen.

    St. Jacobi im Schneesturm
    Die straßenverkehrsrechtlich bedeutsame Kennzeichnung dieser Zweibahnstraße ist doch lediglich ein sanfter Wunsch des Heiligen Jacobus an die Autofahrer, das Lenkrad bitte nicht starr in Geradeausfahrt zu umklammen. Es deucht als eine artig vorgetragene Bitte, das sakrale Kunstwerk nicht umzufahren, sondern möglichst irgendwie zu umfahren. Meist gelingt das deshalb ja auch - somit haben die Schilder ihre volle Berechtigung bewiesen.
    Wären andere Schilder zur Hand gewesen, hätte man wohl auch gerne auf andersartige Hinweise zurückgegriffen - besitzen sie doch in den meisten Fällen einen ungeheuren Schmuckwert. Man stelle sich vor: Was wäre wenn - dieses gute Gotteshaus - so ganz ohne Schilder? Was bitte sollte denn dann auf den Touristenfotos Interessantes vom Kirchplatz zur Erinnerung zu sehen sein?
    Wie gesagt: Schilder in Perleberg - nicht etwa in Schilda.

    Chris, der häufige Perlebergbesucher

  2. @1 „Misstraut den Grünanlagen!“, das sind wahrlich merkenswerte Worte. Vielleicht könnte man sie in die moderne Zeit so verallgemeinern: „Misstraut den Parkanlagen!“ Wenn Moses Mendelssohn auch den massenhaften Individualverkehr mit Automobilen nicht vorhergesehen hat, gibt der Jahrhunderte alte Ausspruch ein schönes Beispiel dafür, wie zeitlos manche Phänomene sind.

    Martin