Max, der Manager

Ulli hatte sich neben Schlafen, Duschen und Essen seit der Zivizeit quasi nur um seine aus dem Nichts aufgebaute Werbeagentur gekümmert. Dass er die Einladung zur Geburtstagsfeier seines alten Kumpels Thomas überhaupt annahm, könnte einen daher verwundern. Rumsitzen, quatschen, Alkohol? Doch seine Zusage beruhte auf einem guten Grund: Thomas hatte ihn mit der Aussicht auf potentielle Kunden geködert, die ebenfalls eingeladen waren.

Einer dieser Partygäste, von denen sich Ulli neue Geschäfte versprach, war Ulla. Das Zusammentreffen mit Ulla verlief allerdings ganz anders als erhofft. Aber grandios. Es stellte Ullis Leben auf den Kopf. Bis in die Haarspitzen verknallt, fand er plötzlich ganz andere Dinge wichtig. Zu seinem Glück ging es Ulla genauso. Bald schmiedeten die beiden den Plan, auf den höchsten Gipfeln der Anden zu knutschen, und Ulli brauchte jemanden, der derweil die Werbeagentur führte.

Mit Max stand bald ein geeigneter Kandidat auf der Türschwelle. Ulli stellte ihm seine drei Mitarbeiter vor. Max und Ulli sprachen über Perspektiven sowie Strategien des Unternehmens und wurden sich einig. Auch die Lohnvorstellungen von Max gefielen Ulli: Max schlug vor, dass er als Geschäftsführer das Doppelte des Durchschnittsverdienstes aller Angestellten bekommen sollte. Ulli besiegelte die Abmachung mit einem Handschlag. Wie in Ullis Agentur üblich, wechselten sie zum Du.

„Also, wie hoch ist mein Gehalt?“, fragte Max.
„Das ist leicht“, antworte Ulli, „Der Stundenlohn unserer drei Gestalter liegt bei je 10 Talern. Das Doppelte bringt Dir also 20 Taler ein.“
„Ausgezeichnet“, meinte Max, „Obwohl – ich bin ja nun auch ein Angestellter, oder? Wenn ich also 20 Taler bekomme und die anderen drei jeweils 10 Taler, dann ergibt das einen Durchschnittsverdienst von 50 geteilt durch vier Talern … macht 12,50 Taler. Ich erhalte das Doppelte vom Durchschnitt, also 25 Taler pro Stunde.“

Ulli schluckte. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Doch er hatte seinen Handschlag darauf gegeben. Zwar war das nicht schlimm, denn Ulli hatte ursprünglich ebenfalls damit gerechnet, einen Stundenlohn von rund 25 Talern zahlen zu müssen. Er ärgerte sich aber wegen seines Rechenfehlers über sich selbst. Anmerken lassen wollte er sich das nicht.

„Selbstverständlich“, sagte Ulli.
„Schön“, freute sich Max, „Das heißt – eigentlich müsste ich dann ja 27,50 Taler bekommen.“
„Warum das?“, fragte Ulli nun überrascht.
„Na ja, wenn ich 25 Taler pro Stunde verdiene und die anderen drei Jungs zusammen 30 Taler, sind das zusammen 55, durch vier geteilt im Durchschnitt 13,75 Taler. Und ich bekomme doch das Doppelte des Durchschnitts, nicht wahr?“

Ullis Gesicht wurde bleich. Schlagartig fuhr ihm ins Bewusstsein, dass es auch bei den 27,50 Talern nicht bleiben würde. Vor seinem inneren Auge wuchs die Zahl auf Max’ Gehaltscheck in schwindelerregende Höhen, während sich dessen sympathisches Lächeln zu einem boshaften Grinsen zu verziehen schien. Ulli sah sich schon im strömenden Regen als mittelloser Obdachloser in der Gosse hocken, sein Leben ruiniert, die Berge der Anden unerreichbar und Ulla fort auf nimmer Wiedersehen.

Muss Ulli so jämmerlich enden? Wie hoch liegt der Stundenlohn von Max tatsächlich? Versuche es selbst herauszufinden oder gehe direkt zur Lösung.