32. Bürgermeister Knakrügge wird pensionirt. 1530.
Knakrügge hieß der Alte, von dem das Liedlein spricht,
War Richter, Bürgermeister, gar eifrig in der Pflicht.
Er sorgte für Gedeihen, er hielt auf Recht und Ehr,
Ward immer neu gewählet seit langen Jahren her.
Nun ist ein Greis er worden im Mühen für die Stadt,
Und sieht, daß für sich selber er nichts erübrigt hat.
Er war der Alten Stütze, er hielt die Armen warm,
Nun er sich selbst betrachtet, ist auch er alt und arm.
Nun ward in seinem Rücken der Knochen ihm zu steif;
Nicht ziemt sich’s, daß der Gute den Bettelstab ergreif’.
Da reichet die Gemeine ihm huldvoll Pension:
Im alten Hospitale ein Stübchen, da er wohn’.
Den Tod allein erwarten, das ist ein schweres Joch,
Drum muß den Raum er theilen mit einer Alten noch.
Es wird ein Scheffel Roggen ihm jedes Vierteljahr,
Auch reichen sie Sonnabends ihm eine Pröwen dar.
Vom Schoß, vom Dienst am Thore, vom Hüten, Gräbenziehn,
Vom Buhnen und vom Eisen befreien ganz sie ihn.
Und mehr noch! thut der Churfürst in Gnaden drauf Verzicht,
Dann zahlt die alte Seele auch keine Steuer nicht. —
(Eine Pröwen war eine Geldspende. — Vom „Eisen“ oder Eishauen wurde ein Bürger der leicht eintretenden Ueberschwemmungen wegen nur äußerst selten befreit.)