Das Gras

Im Gras, das auf dem Hügel wächst, lagen wir und summten. Durch einen wolkenfreien Himmel glitten Vögel über unsere nackten Körper. Sonne, Blinzeln.
„Geier.“
„Geier?“, fragte ich.
„Geier“, wiederholte er, „Wir sind schon tot. Die Welt geht unter.
Sie warten auf ein letztes Fest, bevor auch ihre Flügel ruhen. Nimm diesen Hügel hier: Ein jeder Weg führt runter! Nimm diesen Tag: Kein Zirpen, das uns der Nacht nicht näher brächte. Versagt! Die Menschheit giert in Dummheit. Sie hat die Erde längst verschlungen und löst sie auf im sauren Regen ihrer Unersättlichkeit. Mit allen samt, die auf ihr kriechen. Sich selbst, die Geier, Würmer, Pilze, Pest, Amöben. Sie grub die Berge auf nach Gold und Eisen, doch schaufelte dabei das Grab, in dem wir liegen.“
„Gras.“
„Gras?“, fragte er.
„Gras“, ich küsste ihn, „Wir sind am Leben.“


11. November 2007