Vom Bären, der beim Italiener Eis kaufen wollte

„Eine Scholle, bitte“, sagte der Bär.
Der Verkäufer Luigi, ohne Zweifel ein Künstler auf dem Feld der Eiskreationen, doch in der Bärensprache nicht sicher, verstand es nicht richtig. „WROAAR“, dachte Luigi, „WROOARRR!“, habe der Bär gesagt, dachte er.
Alarmglocken schrillten unter seinem pechschwarzen Haar. Aus beiden Nebennieren schoss das Adrenalin mit italienischem Migrationshintergrund bis unter die Zehennägel Luigis. Blitzschnell ging er sodann in die Flugphase eines in Perfektion ausgeführten germanischen Hechtsprunges über. Der Bär, seinerseits mit der hiesigen Fischwelt nur oberflächlich vertraut, missdeutete die Flucht als den schwachen Satz eines Lachses. Das löste einen Reflex aus. So endete, was der schönste Hechtsprung der deutschen Nachkriegsgeschichte hätte werden können sowie in dieser Konstellation ein Paradebeispiel gelungener Integration, vorzeitig zwischen den kräftigen Kiefern des Bären. Internationaler Zwischenfall. Diplomatische Katastrophe. In Rom fällt der deutsche Botschafter auf seine Knie. Medien: „Schadbär läuft Amok!“ Abschusserlaubnis und PENG. Dabei wollte das Tier nur ein Eis. Wegen der Hitze. Hatte sogar „bitte“ gesagt.