Gästebuch, Dezember 2009

Re: Splitter, 67

70 – 2009-12-05, 22:06:00 – DmPxkCj

Das Minarettverbot ist ziemlich kindisch, aber daran erkennt man die wahre Einstellung einiger Menschen zum Islam.
Tatsächlich scheinen viele Leute eine diffuse Angst vor eine Art feindlichen Übernahme zu haben.
Auf gewisse Weise ist das Verbieten der Minarette eine unschöne Art zu sagen: Liebe Muslime, bittet geht zurück in die Türkei oder eure Parallelgesellschaft


71 – 2009-12-06, 14:37:25 – 4t6972B

Da hast Du vermutlich Recht. Allerdings wurde darüber – Rückkehr in das Land der Vorfahren – und auch über andere Fragen von Integration, Beschneidungen et cetera nicht abgestimmt. Daher wird das Ergebnis der Abstimmung auch nichts auf diesen Feldern erreichen.

Ich denke, manchmal funktioniert Demokratie nicht wie gewünscht. Damit meine ich nicht, das Ergebnis sei das Falsche, sondern dass Menschen eine Abstimmung über eine Sache für sich zur Abstimmung über etwas anderes machen. Das trifft freilich nicht nur auf die Schweiz zu. Man kennt auch aus Deutschland, dass Landtagswahlen und vor allem Europawahlen sehr stark von der Einstellung zur Bundespolitik beeinflusst werden. Wofür die antretenden Parteien in der Europäischen Union stehen, interessiert nur wenige bei der Wahl zum Europaparlament. In der Schweiz ist es womöglich deshalb augenfälliger und überraschender, weil dort direkt über Sachfragen entschieden wird, während diese bei uns in unverbindlichen Wahlprogrammen versteckt sind.

Re: Splitter, 74

75 – 2009-12-10, 17:56:01 – f3drHCP

Zu friendly-fire beim Brückenschach und Offensive-Defensive: Hat Dich das wirklich so sehr überrascht? Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, dass nicht nur die Pferde den Fluss überspringen können, sondern auch andere große Figuren, sie landen dann nur hinter dem Fluss auf diesen Felder und können dabei keine andere Figur schlagen.


78 – 2009-12-12, 01:04:15 – +Ap3bEB

Dass die Auseinandersetzung um die Brücke mit einem ausgeprägten Stellungsspiel verbunden sein würde, es stark auf die Verteidigung ankommen und die letztendliche Eroberung der Hoheit über diesen Weg große materielle Verluste fordern werde, dachte ich mir allerdings.

Einen so deutlichen Vorteil der Defensive gegenüber der Offensive habe ich nicht angenommen, obwohl mir bewusst war, dass die Berolina-Bauern offensiv schwächer sein würden, als normale Bauern im Schach.

Allerdings spreche ich in dem Splitter, auf den Du Bezug nimmst, erst einmal nur von einer Partie. Ich denke, ein Spiel kann auch anders verlaufen, abhängig davon, welche Strategien die Spieler zu verfolgen gedenken. Vielleicht werde ich demnächst ein kleines Computerprogramm schreiben, gegen das man als Mensch spielen und das auch einige Partien allein durchspielen kann, um gleich mehrere Partien analysieren und vergleichen zu können.

Deinem Vorschlag, auch andere Figuren könnte man über den Graben springen lassen, möchte ich mich hier nicht anschließen. Ich finde durchaus interessant, wie und wie anders als im Standardschach sich die Situation darstellt.

Andererseits freue ich mich, dass Du darüber grübelst, wie man Spielregeln variieren kann! Möchtest Du selbst eine Schachvariante entwickeln? Gern probiere ich sie dann mit Dir in einer Partie aus. :-)

Einfach so…

80 – 2009-12-16, 13:29:11 – JiWpc9Q

Also erst einmal Glückwunsch zur Annahme deiner Schachvariante. Gerade so kleine Dinge, die dann einfach mal klappen, die nicht an einer bürokratischen Hürde scheitern, können die Motivation steigern.

Das Thema Internet als Nicht-vergessendes Archiv wird sicher noch mehr an Bedeutung gewinnen. Von Zeit zu Zeit schwappt ja schon mal eine Meldung in die Boulevardpresse (Bewerberin wegen unseriöser Bilder abgelehnt etc.).
Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob die Möglichkeit zu mehr Toleranz genutzt wird.


82 – 2009-12-18, 10:57:50 – qo5y7Nj

Danke für Glückwunsch und Meinung!

Zum Thema mehr Toleranz als Folge des Wandels in Informationstechnologie und -gebrauch, der Öffentlichkeit früher privater Daten… Ich hoffe, wie gesagt, dass dies zu mehr Akzeptanz gegenüber Andersartigem oder vermeintlich Unschicklichem führt. In den letzten Tagen allerdings kamen mir gerade daran wieder Zweifel.

In der Sendung vom 13. Dezember berichtete „Titel, Thesen, Temperamente“ (ARD, http://www.daserste.de/ttt/beitrag.asp?uid=fgy59p519zwb67km) etwa über eine wachsende Homophobie, auch verbunden mit Gewalttaten. Gerade in Krisenzeiten scheinen Menschen einander feindseliger zu werden und ihre Ellenbogen auszufahren, was auch „Kulturzeit“ am Tag darauf thematisierte (3sat, http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/140564/index.html). Man sichert seinen Stand oder erhöht sich gar, zumindest relativ, indem man andere heruntermacht.

Auch scheint mir zu jeder Bewegung hin in Richtung mehr Toleranz stets eine radikale Gegenbewegung zu entstehen. Während in einem Umfeld einer latenten Intoleranz extrem Intolerante sich nicht ausreichend profilieren können und wollen, weil der Unterschied zur Allgemeinheit gering ist, finden sie in einer toleranter werdenden Gemeinschaft mehr Potenzial zur Abgrenzung, ziehen auch weniger extrem Konservative mit in ihre Richtung. Erst einmal findet also eine Polarisation statt.

Ob diese Pole nebeneinander existieren oder ob eine der Strömungen sich irgendwann durchsetzt, muss sich dann herausstellen. Der Ausgang scheint ungewiss: Die Vergangenheit zeigt, dass nicht immer Toleranz die Oberhand erringt, sondern manchmal die intolerante Strömung obsiegt.

Re: Die Studie

83 – 2009-12-18, 17:15:00 – nW8rY4I

Ich würde auf [B] hoffen und wäre naiv genug diese Entscheidung von A auch zu erwarten, da ich den naiven Glauben habe, dass Menschen versuchen konsequent und wahrhaftig zu handeln.
Hast Du gegenteilige Erfahrungen gemacht? Was waren Deine Motivationen für diesen Blog-Post.


85 – 2009-12-19, 09:46:02 – P+6s1/s

Ein ähnliches, wenn auch nicht identisches Problem stellte sich mir in diesem Jahr tatsächlich. Der Beitrag stammt allerdings aus dem Februar 2005 – was mich vor bald fünf Jahren dabei beschäftigte, kann ich nicht mehr sagen. Veröffentlicht habe ich ihn hier nun, als ich beim Stöbern in alten Texten darauf stieß und mir die Frage noch immer und in der eigenen Erfahrung dieses Jahres besonders relevant erschien.