Splitter, Oktober 2009

44 – 2009-10-04, 01:15:33

Erfreulich: Irland sagt „ja“ zum Vertrag von Lissabon. Schade finde ich, dass die Chance, die Bürger unseres Kontinents auf dem Weg zu einem enger verbundenen Europa mitzunehmen, irgendwie verpasst wurde. Zu viele Seiten hatte der Verfassungsentwurf, sodass kaum einer ihn lesen mochte, sodass nur wenige Länder sich trauten, ihn der Bevölkerung zur Abstimmung zu stellen, sodass die Abstimmung scheiterte, sodass die Union nun keine Verfassung hat, sondern einen Reformvertrag. Schade auch, dass der Vertrag die Grundrechtecharta nicht mehr enthält und diese nicht in allen Mitgliedsländern in gleichem Maße Rechtsschutz gewährt. Dabei ist gerade die Charta der Grundrechte der Europäischen Union in meinen Augen ein Kern, mit dem man sich als Bürger identifizieren kann – den man auch lesen kann. Wie auch immer: Schön, dass mit der irischen Zustimmung im zweiten Anlauf nun ein wichtiger Schritt zu einem gemeinsamen Europa erfolgt ist!


45 – 2009-10-05, 20:16:44

Manchmal springt Migos Herz so sehr, dass sein Körper mithüpfen muss, um von Freude nicht zerrissen zu werden.


46 – 2009-10-08, 00:43:11

Am späten Abend gesehen: Nebel über der Stepenitz. Nur über der Stepenitz, ein Fluss aus Nebel im selben Bett.


47 – 2009-10-18, 14:45:52

Bei ausgefallener Heizung verliert der Herbst leider seinen Reiz. Es kommt mir vor, als wäre es draußen wärmer, denn draußen hält die Bewegung warm. Daheim frieren der Elan und die Arbeitskraft ein.


48 – 2009-10-21, 23:32:03

Noch immer gibt die Reiseauskunft der Deutschen Bahn AG in Internet und an den Automaten nicht die günstigsten Preise an. Für meine Reise am kommenden Freitag kostet das Ticket laut Preisauskunft 39,15 €. Bei gleicher Verbindung zahle ich allerdings einen Euro weniger, wenn ich nur für das erste Drittel der Strecke einen normalen Fahrschein kaufe und für den Rest ein Länderticket wähle. Hier ist der Unterschied ein Euro, an anderen Stellen wird die Differenz vermutlich größer sein. Ein Preissystem, dass zu kompliziert und undurchsichtig ist, um von der eigenen Software des Unternehmens den optimalen Tarif ausrechnen zu lassen, ist wahrlich ein Armutszeugnis. Anstatt zig unüberschaubare Supersonderspartarife einzuführen und diese selbst falsch anzuwenden, wäre ein einfaches und faires System angemessen. Weniger Bürokratie könnte letztendlich auch geringere Preise im Durchschnitt bedeuten, selbst wenn es dann keine werbewirksamen, verlockenden Megavorteilsangebote mehr gäbe, die aber aufgrund des begrenzten Kontingents nur einige wenige Frühbucher unter Abgabe von Umtauschrechten erhalten.

Dabei sollte man nicht vergessen, dass Bürokratie tendenziell den „kleinen Mann“ am härtesten trifft. Er, der vieles selbst machen muss, hat weder Zeit noch Kenntnis, um sich durch den Tarifwirrwarr oder zum Beispiel das Steuerrecht zu kämpfen. Wer sich hingegen Steuerberater, Anwälte und persönliche Assistenten leisten kann und sowieso leistet, findet und nutzt alle Schlupflöcher und Niedrigstpreise. Das ist letztendlich auch okay; es ist der Job von Steuerberatern und Anwälten, dies zu ermöglichen. Auch das Optimum für sich herausholen zu wollen, kritisiere ich an ihren Auftraggebern nicht. Aber das Tarifsystem der Deutschen Bahn oder beispielsweise das Steuerrecht sollten nicht so gestaltet sein, dass man Spezialisten braucht, um das Optimum in Anspruch zu nehmen: Etwas, dass die breite Bevölkerung betrifft, sollte dieselbe nicht systematisch überfordern – und erst Recht nicht denjenigen, der das System gemacht hat, wie leider im Fall der Bahn und ihrer Preispolitik.