August Höpfner: Perleberger Reimchronik

25. Churfürst Albrecht Achilles in Perleberg. 1471.

Es war ein kalter Wintertag,
Der Schnee bedeckte Feld und Hag,
Die Bäume standen frostig stumm,
Doch pfeifend fuhr der Nordwind um, —

Da ritt der Churfürst guten Trott,
Als thät dem Winter er’s zum Spott,
Die fränk’schen Ritter hinterdrein;
Mocht’ am Kamin wohl besser sein. —

Er muß wohl reiten manche Stund’,
Und sicher hat er guten Grund,
Dieweil es sind der Meilen acht,
Bevor er rasten kann zur Nacht.

Er will gen Perleberg noch heut,
Daß Huldigung die Stadt ihm beut,
Und will die Prignitz wissen frei
Von Raub und Wegelagerei.

Die Sonne sank in ihrem Lauf,
Da thaten sie das Thor ihm auf,
Da ritt er in der Mauern Ring,
Und willig ihn die Stadt empfing.

„Herr Churfürst, komm, wir haben Dir
Bereitet würz’ges, warmes Bier;
Zur Winterzeit nach solcher Reis’
Verdient es wohl den besten Preis.“ —

Der starke Churfürst sprach dazu:
„Ich habe jetzt nicht Rast noch Ruh;
Die Marken übernehm’ Ich neu;
Erst huldigt Mir und schwöret Treu!“ —

Und als der rechte Schwur gethan,
Da gingen sie ihn wieder an:
„Nun, gnäd’ger Churfürst, labe Dich!
Du brauchst der Stärkung sicherlich.“

Der Churfürst drauf: „Hab’ keine Zeit!
Das Land bedarf der Sicherheit.
Der Hans von Quitzow trete her,
Er hat Uns schier gekränket sehr.“

Und als der Hans nun näher kam,
Es überlief ihn roth die Scham;
Des Fürsten Auge sah so streng,
Da ward es ihm gar heiß und eng.

Und endlich sprach der Churfürst das:
„Du raubest ohne Unterlaß!
Ich hab gemacht schon manchen Ritt,
Doch solchen Ritter fand Ich nit.

„Vor diesen Zeugen schwöre hier
Bei Meinem Zorn Urfehde Mir!“
Und Quitzow schwur dem hohen Herrn
Und trat zurück und hielt sich fern. —

Schon lange stand der Tisch gedeckt,
Nun hat’s dem Fürsten wohlgeschmeckt,
Nun schlief er eine ruh’ge Nacht,
Weil er den Hans zur Ruh gebracht. —

(Albrecht Achilles kam aus Franken, hielt sich auch später, wenn er nicht in Krieg verwickelt war, besonders dort auf, während sein Sohn Johann die Mark verwaltete. — Nach Perleberg kam er von Salzwedel, wo er Tags zuvor den Eid der Treue entgegen genommen hatte.)